Achtzehnte Sure – Die Höhle

Geoffenbart zu Mekka

Heilige Koran Bild

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! (1.) Gelobt sei Allah, der das Buch auf seinen Knecht hinabsandte und es nicht gekrümmt machte, (2.) (sondern) gerade, um anzudrohen strenge Strafe von Ihm, und um den Gläubigen, die das Gute tun, schönen Lohn zu verheißen, (3.) verweilend in ihm immerdar, (4.) und um jene zu warnen, die da sprechen, Allah habe ein Kind gezeugt, (5.) wovon weder ihnen noch ihren Vätern Wissen ward. Ein schlimmes Wort, das aus ihrem Munde kommt! Sie sprechen nichts als Lüge. (6.) Vielleicht nimmst du dir auf ihren Spuren, so sie dieser (neuen) Geschichte nicht glauben, das Leben aus Gram. (7.) Siehe, wir erschufen, was auf Erden ist, als ihren Schmuck, auf daß wir prüfen, wer unter ihnen an Werken der beste ist. (8.) Und siehe wahrlich, verwandeln werden wir, was auf ihr ist, in dürren Staub. (9.) Glaubst du wohl, daß die Bewohner der Höhle und Er-Rakim zu unsern Wunderzeichen gehören?

(10.) Da die Jünglinge in die Höhle einkehrten, sprachen sie: »O unser Herr, gewähre uns Barmherzigkeit von dir und lenke unsre Sache zum besten.« (11.) Und wir schlugen sie auf die Ohren in der Höhle für viele Jahre. (12.) Alsdann erweckten wir sie, um zu wissen, wer von den beiden Parteien am besten den Zeitraum ihres Verweilens berechnete. (13.) Wir wollen dir ihre Geschichte der Wahrheit gemäß berichten. Siehe, es waren Jünglinge, die an ihren Herrn glaubten, und wir hatten sie gemehrt an Leitung, (14.) und hatten ihre Herzen gestärkt, als sie sich erhoben und sprachen: »Unser Herr ist der Herr der Himmel und der Erde, nimmer rufen wir außer ihm einen Gott an; wahrlich, wir sprächen dann eine große Lüge aus. (15.) Dieses unser Volk hat sich andre Götter außer ihm erwählt, ohne daß sie für sie einen deutlichen Beweis beibringen. Wer aber ist sündiger, als wer wider Allah eine Lüge ersinnt? (16.) Wenn ihr euch von ihnen und von dem, was sie außer Allah anbeten, getrennt habt, so kehrt in die Höhle ein; euer Herr wird seine Barmherzigkeit über euch ausbreiten und eure Sache zum besten leiten.« (17.) Und du hättest die Sonne beim Aufgang sich von der Höhle zur Rechten wegneigen und sich beim Untergang zur Linken ausbiegen sehen können, während sie in ihrem Raum weilten. Dies ist eins der Zeichen Allahs. Wen Allah leitet, der ist rechtgeleitet, und wen er irreführt, für den findest du nimmer einen Beschützer noch Führer . (18.) Und du hättest sie für wach gehalten, wiewohl sie schliefen; und wir kehrten sie nach rechts und links. Und ihr Hund lag mit ausgestreckten Füßen auf der Schwelle. Wärest du auf sie gestoßen, du würdest dich vor ihnen zur Flucht gewendet haben und wärest mit Grausen vor ihnen erfüllt. (19.) Und so erweckten wir sie, damit sie einander fragten. Und einer von ihnen sprach: »Wie lange habt ihr verweilt?« Sie sprachen: »Wir verweilten einen Tag oder den Teil eines Tages.« Sie sprachen: »Euer Herr weiß am besten, wie lange ihr verweilt habt; so entsendet einen von euch mit diesem euren Geld zur Stadt, damit er schaut, wer die reinste Speise hat, und euch Kost von ihm bringt; und er muß freundliche Worte gebrauchen und euch keinem verraten.

(20.) Denn siehe, so sie euch finden, steinigen sie euch oder zwingen euch wieder zu ihrem Glauben, und nimmermehr wird es euch dann wohl ergehen.« (21.) Und also verrieten wir sie (ihnen), damit sie erkenneten, daß Allahs Verheißung wahr ist und daß an der ›Stunde‹ kein Zweifel ist. Als sie nun untereinander über die Begebenheit mit ihnen stritten, sprachen sie: »Bauet ein Gebäude über sie; ihr Herr weiß sehr wohl, wie es mit ihnen steht.« Diejenigen aber, welche in ihrer Sache den Sieg davontrugen, sprachen: »Wir wollen eine Moschee über ihnen errichten.« (22.) Wahrlich, sie werden sprechen: »Sie waren ihrer drei, und der vierte von ihnen war ihr Hund.« Und (andre) werden sprechen: »Fünf , und der sechste war ihr Hund« – ein Hinundherraten über das Verborgene. Und sie werden sprechen: »Sieben, und der achte war ihr Hund.« Sprich: »Mein Herr kennt am besten ihre Zahl; nur wenige wissen sie.« Und äußere über sie im Disput nur eine klare Äußerung und erkundige dich hierüber bei keinem. (23.) Und sprich von keiner Sache: »Siehe, ich will das morgen tun«, (24.) es sei denn (du setzest hinzu:) »So Allah will.« Und gedenke deines Herrn, wenn du es vergessen hast, und sprich: »Vielleicht leitet mich mein Herr, daß ich diesem (Ereignis) mit Richtigkeit nahekomme.« (25.) Und sie verweilten in ihrer Höhle dreihundert Jahre und noch neun dazu. (26.) Sprich: »Allah weiß am besten, wie lange sie verweilten; er kennt das Geheimnis der Himmel und der Erde. Schau und höre auf ihn. Außer ihm haben sie keinen Beschützer, und in seinem Spruch gesellt er sich keinen bei.«
(27.) Verlies, was dir von dem Buch deines Herrn geoffenbart ward, dessen Wort niemand verändert, und nimmer findest du außer ihm ein Asyl. (28.) Gedulde dich mit denen, welche deinen Herrn anrufen des Morgens und Abends, im Trachten nach seinem Angesicht. Und wende deine Augen nicht von ihnen ab im Trachten nach dem Schmuck des irdischen Lebens; und gehorche nicht dem, dessen Herz wir achtlos des Gedenkens an uns machten und der seinem Gelüst folgt und dessen Treiben zügellos ist. (29.) Und sprich: »Die Wahrheit ist von euerm Herrn; und wer will, der glaube, und wer will, der glaube nicht. Siehe, für die Sünder haben wir ein Feuer bereitet, dessen Rauchwolke sie rings umgeben soll. Und wenn sie um Hilfe rufen, dann soll ihnen geholfen werden mit Wasser gleich flüssigem Erz, das ihre Gesichter röstet. Ein schlimmer Trank und ein übles Ruhebett!«

(30.) Siehe diejenigen, welche glauben und das Gute tun – siehe, nicht lassen wir verlorengehen den Lohn jener, deren Werke gut sind. (31.) Für jene sind Edens Gärten, durcheilt von Bächen. Geschmückt werden sie darinnen mit Armspangen von Gold und gekleidet in grüne Kleider von Seide und Brokat, sich lehnend darinnen auf Diwanen. Ein herrlicher Lohn und eine schöne Ruhestätte! (32.) Und stelle ihnen als Gleichnis zwei Männer auf , deren einem wir zween Rebengärten gaben und sie mit Palmen umzäunten und zwischen denen wir ein Saatfeld anlegten. (33.) Beide Gärten trugen ihre Speise und versagten in nichts. Und wir ließen mitten in ihnen einen Bach fließen. (34.) Und es ward ihm Frucht, und er sprach zu seinem Gefährten in der Unterhaltung: »Ich bin reicher an Gut als du und mächtiger an Leuten.« (35.) Und er betrat seinen Garten, sich gegen sich selber versündigend, und sprach: »Nicht glaube ich, daß dieser je zugrunde geht. (36.) Und ich glaube nicht, daß sich die ›Stunde‹ erhebt; und wenn ich auch zu meinem Herrn zurückgeholt werde, wahrlich, dann finde ich einen bessern als Tausch.« (37.) Sprach sein Gefährte zu ihm in der Wechselrede: »Glaubst du etwa nicht an den, der dich erschaffen aus Staub, alsdann aus einem Samentropfen, alsdann dich gebildet zum Mann? (38.) Jedoch ist Allah mein Herr, und ich stelle meinem Herrn niemand zur Seite. (39.) Und warum, als du deinen Garten betratest, sprachst du nicht: ›Was Allah will! Es gibt keine Kraft außer bei Allah!‹ Wiewohl du siehst, daß ich geringer bin denn du an Gut und Kindern,

(40.) so wird doch vielleicht mein Herr mir Besseres geben als deinen Garten und wird Unheil entsenden auf ihn vom Himmel, daß er zu dürrem Staub wird; (41.) oder sein Wasser versiegt, daß du nimmer imstande bist, es zu finden.« (42.) Und rings umgeben (von Allahs Strafgericht) ward seine Frucht, und am andern Morgen hob er an seine Hände zu verdrehen über die Ausgaben, die er gemacht. Denn (die Reben) waren zusammengebrochen mit ihren Stützen, und er sprach: »Ach, hätte ich doch meinem Herrn niemand beigesellt!« (43.) Und er hatte keine Schar zu seiner Hilfe außer Allah und konnte auch sich selber nicht helfen. (44.) In solchem Falle ist der Schutz von Allah, der Wahrheit. Bei ihm ist der beste Lohn und der beste Ausgang. (45.) Und stelle ihnen ein Gleichnis auf vom irdischen Leben. Gleich ist’s dem Wasser, das wir vom Himmel hinabsenden, und die Pflanzen der Erde nehmen es auf , und dann werden sie dürres Heu, das der Wind verstreut. Und Allah hat Macht über alle Dinge. (46.) Und Gut und Kinder sind des irdischen Lebens Schmuck; das Bleibende aber, die guten Werke, sind besser bei deinem Herrn hinsichtlich des Lohnes und besser hinsichtlich der Hoffnung. (47.) Und eines Tages werden wir die Berge vergehen lassen, und schauen wirst du eben die Erde, und versammeln werden wir sie und keinen von ihnen übersehen. (48.) Und aufgestellt werden sie vor deinem Herrn in Reihen, (und er wird sprechen:) »Wahrlich, ihr seid zu uns gekommen, wie wir euch erschaffen zum erstenmal; ihr aber glaubtet, wir würden nimmer unser Versprechen halten.« (49.) Und hingelegt wird das Buch, und schauen wirst du die Sünder in Ängsten über seinen Inhalt, und sie werden sprechen: »Wehe uns! Was bedeutet dieses Buch! Es ließ nicht die kleinste und nicht die größte (Sünde) unaufgeschrieben.« Und finden werden sie ihre Taten zur Stelle, und keinem wird dein Herr unrecht tun.

(50.) Und da wir zu den Engeln sprachen: »Werfet euch nieder vor Adam«, da warfen sie sich nieder außer Iblis welcher von den Dschinn war und wider seines Herrn Befehl frevelte. Und wollet ihr denn ihn und seine Nachkommenschaft eher denn mich zu Beschützern nehmen, die euch feind sind? Ein schlimmer Tausch für die Sünder! (51.) Ich nahm sie nicht zu Zeugen bei der Schöpfung des Himmels und der Erde noch auch bei ihrer eignen Schöpfung, und nicht nahm ich die Verführer zum Beistand. (52.) Und eines Tages wird er sprechen: »Rufet meine ›Gefährten‹ herbei, die ihr ersannet.« Und sie werden sie rufen, doch werden sie ihnen nicht antworten; und wir werden zwischen sie ein Tal des Verderbens setzen. (53.) Und schauen werden die Sünder das Feuer und sollen ahnen, daß sie hineingeworfen werden und sollen kein Entrinnen daraus finden. (54.) Und wahrlich, wir stellten in diesem Koran den Menschen allerlei Gleichnisse auf; doch bestreitet der Mensch die meisten Dinge. (55.) Und nichts hindert die Menschen, nachdem die Leitung zu ihnen kam, zu glauben und ihren Herrn um Verzeihung zu bitten, es sei denn (sie warten,) daß die Strafe der Früheren sie heimsucht oder die Marter öffentlich über sie kommt. (56.) Und wir entsenden die Gesandten nur, um Freude zu verkünden und zu warnen; und die Ungläubigen bestreiten sie mit Nichtigem, um damit die Wahrheit zu widerlegen, und treiben mit meinen Zeichen und den Warnungen, die ihnen gegeben werden, Spott. (57.) Wer ist aber sündiger als der, dem die Zeichen seines Herrn verkündet werden und der sich dann von ihnen abwendet und vergißt, was seine Hand zuvor begangen hat? Siehe, wir haben auf ihre Herzen Hüllen gelegt, damit sie ihn nicht verstehen, und ihre Ohren schwerhörig gemacht. Und so du sie einladest zur Leitung, so werden sie doch nimmermehr geleitet. (58.) Und dein Herr ist der Verzeihende, der Barmherzige. Hätte er sie nach Verdienst züchtigen wollen, so hätte er ihre Strafe beschleunigt. Jedoch ward ihnen eine Verheißung; nimmer finden sie außer ihm ein Asyl. (59.) Und jene Städte zerstörten wir, da sie sündig geworden, und wir gaben ihnen eine Ankündigung von ihrem Untergang.

(60.) Und da Moses zu seinem Diener sprach: »Ich will nicht eher rasten, als bis ich den Zusammenfluß der beiden Meere erreicht habe, und sollte ich hundert Jahre wandern.« (61.) Und als sie den Zusammenfluß erreicht hatten, vergaßen sie ihren Fisch, und er nahm seinen Weg ins Meer, indem er fortschwamm. (62.) Und da sie weitergewandert waren, sprach er zu seinem Diener: »Gib uns unser Mahl, denn wir sind von dieser unserer Reise ermattet.« (63.) Er sprach: »Sieh nur! Als wir beim Felsen einkehrten, da vergaß ich den Fisch, und nur der Satan ließ mich ihn vergessen, daß ich seiner nicht gedachte; und er nahm seinen Weg ins Meer auf wunderbare Weise.« (64.) Er sprach: »Das ist’s, was wir suchten.« Da kehrten sie auf ihren Spuren wieder zurück. (65.) Und sie fanden einen unserer Diener, dem wir unsre Barmherzigkeit gegeben und unser Wissen gelehrt hatten. (66.) Sprach Moses zu ihm: »Soll ich dir folgen, damit du mich lehrest zur Leitung, was dir gelehrt ward?« (67.) Er sprach: »Siehe, du vermagst nimmer bei mir auszuharren. (68.) Wie könntest du auch ausharren bei dem, was du nicht begreifst?« (69.) Er sprach: »Finden wirst du mich, so Allah will, standhaft, und nicht will ich mich deinem Befehl widersetzen.«

(70.) Er sprach: »Wenn du mir denn folgen willst, so frage mich nach nichts, bis ich es dir ansagen werde.« (71.) Und so schritten sie weiter, bis sie auf ein Schiff stiegen, in das er ein Loch machte. Sprach er: »Hast du ein Loch hineingemacht, damit du seine Mannschaft ertränkst? Ein sonderbares Ding hast du getan.« (72.) Er sprach: »Sprach ich nicht, daß du nicht bei mir auszuharren vermöchtest?« (73.) Er sprach: »Schilt mich nicht, daß ich es vergaß, und belaste mich nicht mit deinem Befehl zu schwer .« (74.) Und so schritten sie weiter, bis sie einen Jüngling trafen, den er erschlug. Sprach er: »Erschlugst du eine schuldlose Seele, frei von Mord? Wahrlich, du hast ein verwerflich Ding getan!« (75.) Er sprach: »Sprach ich nicht zu dir, du vermöchtest nicht bei mir auszuharren?« (76.) Er sprach: »Wenn ich dich hernach noch nach etwas frage, so sei nicht länger mein Gefährte. Nun hast du meine Entschuldigung.« (77.) Und so schritten sie weiter, bis sie zum Volk einer Stadt gelangten. Sie verlangten Speise von ihrem Volk, doch weigerten sie sich, sie zu bewirten. Und sie fanden in ihr eine Mauer, die einstürzen wollte; und da richtete er sie auf . Sprach er: »Wenn du es gewollt, hättest du dafür Lohn empfangen.« (78.) Er sprach: »Hier scheide ich mich von dir; ich will dir jedoch die Deutung von dem geben, was du nicht ertragen konntest. (79.) Was das Schiff anlangt, so gehörte es armen Leuten, die auf dem Meere arbeiten, und ich wollte es beschädigen, da hinter ihnen ein König war, der jedes Schiff mit Gewalt nahm.

(80.) Und was den Jüngling anlangt, so waren seine Eltern gläubig, und wir besorgten, er könnte ihnen Gottlosigkeit und Unglauben aufbürden. (81.) Und so wünschten wir, daß ihr Herr ihnen zum Tausch einen reineren gäbe und einen liebevolleren. (82.) Was dann die Mauer anlangt, so gehörte sie zwei verwaisten Jünglingen in der Stadt. Unter ihr liegt ein Schatz für sie, und da ihr Vater rechtschaffen ist, wollte dein Herr, daß sie ihre Vollkraft erreichten und ihren Schatz höben, als Barmherzigkeit von deinem Herrn. Und nicht nach eignem Ermessen tat ich dies. Dies ist die Deutung dessen, was du nicht zu ertragen vermochtest.« (83.) Und sie werden dich nach Dhu’l-Qarnain befragen. Sprich: »Ich will euch eine Kunde von ihm verlesen.« (84.) Siehe, wir festigten ihn auf Erden und gaben ihm zu allen Dingen einen Weg (zur Erfüllung seiner Wünsche), (85.) und er folgte seinem Weg, (86.) bis er die Stätte des Sonnenuntergangs erreichte; und er fand, daß sie in einem schlammigen Born unterging. Und er fand bei ihm ein Volk. Wir sprachen: »O Dhu’l-Qarnain, sei es, du strafst dies Volk oder du erweisest ihnen Gutes.« (87.) Er sprach: »Wer da gesündigt hat, den werden wir strafen; alsdann soll er zu seinem Herrn zurückkehren, daß er ihn hart straft. (88.) Wer aber glaubt und das Gute tut, der soll schönen Lohn empfangen, und ihm werden wir leichte Befehle erteilen.« (89.) Alsdann zog er des Weges,

(90.) bis er zum Aufgang der Sonne gelangte und fand, daß sie über einem Volk aufging, dem wir keinen Schutz vor ihr gegeben hatten. (91.) Also war’s, doch umfaßten wir mit Wissen, was bei ihm war (an Leuten). (92.) Alsdann zog er des Weges, (93.) bis er zwischen die beiden Berge gelangte, an deren Fuß er ein Volk fand, das kaum ein Wort verstehen konnte. (94.) Sie sprachen: »O Dhu’l-Qarnain, siehe, Gog und Magog stiften Verderben im Lande. Sollen wir dir Tribut entrichten daraufhin, daß du zwischen uns und ihnen einen Wall baust?« (95.) Er sprach: »Das, worin mich mein Herr gefestigt hat, ist besser (als euer Tribut). Und so helfet mir mit Kräften, und ich will zwischen euch und zwischen sie einen Grenzwall ziehen. (96.) Bringt mir Eisenstücke.« Und als er (die Kluft) zwischen ihnen ausgefüllt, sprach er: »Blaset.« Und da er es in Feuer gesetzt, sprach er: »Bringt mir flüssig Erz, damit ich es daraufgieße.« (97.) Und so waren sie nicht imstande, ihn zu übersteigen, und waren auch nicht imstande, ihn zu durchlöchern. (98.) Er sprach: »Dies ist eine Barmherzigkeit von meinem Herrn; wenn aber meines Herrn Verheißung naht, wird er ihn zu einem Staubhaufen machen; und meines Herrn Verheißung ist Wahrheit.« (99.) Und an jenem Tage werden wir sie übereinanderwogen lassen; und gestoßen wird in die Posaune, und versammeln werden wir sie allzumal.

(100.) Und stellen wollen wir Dschehannam an jenem Tage vor die Ungläubigen, (101.) deren Augen verhüllt waren vor meiner Warnung und die nicht zu hören vermochten. (102.) Wähnen etwa die Ungläubigen, sie könnten meine Diener zu Beschützern nehmen neben mir? Siehe, wir haben Dschehannam für die Ungläubigen bereitet als Herberge. (103.) Sprich: »Sollen wir euch ansagen, wer seine Werke verloren hat: (104.) Die, deren Eifer im irdischen Leben irreging, und die da glaubten, rechtschaffen zu handeln? (105.) Das sind jene, die nicht glaubten an die Zeichen ihres Herrn und an die Begegnung mit ihm. Nichtig sind ihre Werke, und nicht werden wir ihnen Gewicht geben am Tag der Auferstehung. (106.) Dies soll sein ihr Lohn – Dschehannam –, darum daß sie ungläubig waren und mit meinen Zeichen und Gesandten ihren Spott trieben.« (107.) Siehe, jene, die da glauben und Gutes tun, denen werden des Paradieses Gärten zur Herberge. (108.) Ewig werden sie darinnen verweilen und werden keinen Wechsel begehren. (109.) Sprich: »Würde das Meer Tinte für meines Herrn Worte, wahrlich, versiegen würde das Meer vor den Worten meines Herrn, auch wenn wir noch ein gleiches zur Hilfe brächten.«

(110.) Sprich: »Ich bin nur ein Mensch wie ihr; geoffenbart ward mir, daß euer Gott ein einiger Gott ist. Und wer da hoffet, seinem Herrn zu begegnen, der wirke ein rechtschaffen Werk, und bete niemand neben seinem Herrn an.«

Interpretation und Kommentar von Alexander Müller

18. Sure des Korans – „Die Höhle“ (al-Kahf)

Die 18. Sure des Korans, genannt „Die Höhle“ (al-Kahf), wurde in Mekka offenbart und besteht aus 110 Versen. Sie enthält vier zentrale Geschichten, die spirituelle und moralische Lehren vermitteln: die Geschichte der Gefährten der Höhle, die Erzählung von den zwei Männern mit unterschiedlichen Besitzständen, die Reise Moses mit einem Wissenden und die Geschichte von Dhul-Qarnain. Die Sure betont den Wert des Glaubens, die Vergänglichkeit des Lebens, die göttliche Weisheit und die Verantwortung des Menschen für sein Handeln.


Interpretation und Kommentar

1. Einleitung: Lobpreis Gottes und die Botschaft des Korans (Verse 1–8)

„Alles Lob gebührt Allah, der das Buch auf Seinen Diener herabgesandt hat und nichts Verkehrtes daran gemacht hat.“
„Wir haben das, was auf der Erde ist, zu einem Schmuck für sie gemacht, damit Wir sie prüfen.“

Die Sure beginnt mit einem Lobpreis Gottes und einer Bestätigung der Authentizität und Reinheit des Korans. Sie erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens und die Prüfung, die dieses Leben darstellt.

  • Kommentar: Diese Verse zeigen, dass der Koran eine Quelle der Führung ist und dass das Leben auf der Erde eine Prüfung darstellt, um die Standhaftigkeit des Glaubens zu testen.

2. Die Geschichte der Gefährten der Höhle (Verse 9–26)

„Oder meinst du etwa, dass die Gefährten der Höhle und der Inschrift ein Wunder unter Unseren Zeichen gewesen sind?“
„Und Wir stärkten ihre Herzen, als sie aufstanden und sagten: ‚Unser Herr ist der Herr der Himmel und der Erde.‘“

Die Sure erzählt von einer Gruppe junger Gläubiger, die in einer Höhle Zuflucht suchten, um vor der Verfolgung durch Ungläubige zu fliehen. Sie wurden von Gott in einen langen Schlaf versetzt und erwachten Jahrhunderte später.

  • Kommentar: Diese Geschichte symbolisiert den Schutz Gottes für die Standhaften im Glauben und ermutigt dazu, trotz Widrigkeiten an der Wahrheit festzuhalten.

3. Die Geschichte der zwei Männer mit unterschiedlichem Besitz (Verse 32–44)

„Und präge ihnen das Gleichnis von zwei Männern: Für den einen von ihnen machten Wir zwei Gärten mit Reben.“
„Das Vermögen und die Kinder sind Schmuck des diesseitigen Lebens. Das Bleibende aber, die rechtschaffenen Werke, ist besser bei deinem Herrn.“

Die Sure beschreibt zwei Männer, von denen einer reich und arrogant ist, während der andere bescheiden bleibt. Der reiche Mann wird für seinen Hochmut und seine Vergänglichkeit bestraft.

  • Kommentar: Diese Passage mahnt vor Arroganz und zeigt, dass der wahre Wert nicht im Besitz, sondern in rechtschaffenen Taten liegt. Sie betont die Vergänglichkeit des weltlichen Lebens.

4. Die Reise von Moses und dem Wissenden (Verse 60–82)

„Als Moses zu seinem jungen Diener sagte: ‚Ich werde nicht aufhören, bis ich den Zusammenfluss der beiden Meere erreiche.‘“
„Darauf gingen sie. Doch als sie wieder losgingen, vergaßen sie ihren Fisch.“

Moses reist mit einem Wissenden (oft als Khidr interpretiert) und lernt durch verschiedene Ereignisse, dass göttliche Weisheit oft jenseits des menschlichen Verständnisses liegt.

  • Kommentar: Diese Geschichte zeigt, dass Menschen nicht alles verstehen können und dass Geduld und Vertrauen in Gottes Plan essenziell sind.

5. Die Geschichte von Dhul-Qarnain (Verse 83–101)

„Sie werden dich nach Dhul-Qarnain fragen. Sprich: ‚Ich werde euch etwas über ihn berichten.‘“
„Er sagte: ‚Dies ist eine Barmherzigkeit von meinem Herrn.‘“

Die Sure erzählt von einem gerechten Herrscher, der durch seinen Glauben und seine Taten Gerechtigkeit und Ordnung herstellte. Er baute eine Mauer, um ein Volk vor dem Angriff von Gog und Magog zu schützen.

  • Kommentar: Diese Geschichte betont die Verantwortung der Mächtigen, Gerechtigkeit zu wahren, und zeigt, dass alle Macht letztlich von Gott kommt.

6. Schluss: Warnung und Hoffnung (Verse 102–110)

„Meinen die Ungläubigen etwa, dass sie Meine Diener an Meiner Stelle zu Schutzherren nehmen können?“
„Wer die Begegnung mit seinem Herrn hofft, der soll rechtschaffene Werke tun und niemanden neben seinem Herrn anbeten.“

Die Sure schließt mit einer Warnung vor Götzendienst und einer Erinnerung an die Wichtigkeit von Glauben und rechtschaffenen Taten.

  • Kommentar: Diese Passage mahnt zur Aufrichtigkeit im Glauben und erinnert daran, dass das wahre Ziel die Begegnung mit Gott ist.

Hauptbotschaften der Sure

  1. Glauben und Standhaftigkeit: Die Sure ermutigt, trotz Widerständen standhaft im Glauben zu bleiben.
  2. Vergänglichkeit des Diesseits: Sie zeigt, dass materieller Besitz und weltlicher Erfolg vergänglich sind und dass rechtschaffene Werke ewig Bestand haben.
  3. Göttliche Weisheit: Die Sure betont, dass Gottes Plan oft jenseits des menschlichen Verständnisses liegt und Geduld erforderlich ist.
  4. Verantwortung der Mächtigen: Sie mahnt zu Gerechtigkeit und Verantwortungsbewusstsein, insbesondere bei denen, die Macht besitzen.
  5. Aufrichtigkeit im Glauben: Die Sure fordert dazu auf, den Glauben rein und ohne Kompromisse zu leben.

Relevanz der Sure heute

Die Botschaften der 18. Sure – „Die Höhle“ sind zeitlos und bieten wertvolle Lehren:

  1. Geduld und Vertrauen: Die Sure inspiriert dazu, Gottes Plan zu vertrauen, auch wenn die Umstände unverständlich erscheinen.
  2. Demut und Dankbarkeit: Sie mahnt vor Hochmut und erinnert daran, die Gaben Gottes mit Dankbarkeit und Bescheidenheit zu nutzen.
  3. Achtsamkeit gegenüber der Vergänglichkeit: Die Sure ermutigt dazu, das Diesseits als Prüfung zu sehen und sich auf das Jenseits vorzubereiten.
  4. Moralisches Handeln: Sie betont, dass Macht und Ressourcen mit Verantwortung und Gerechtigkeit eingesetzt werden sollten.
  5. Aufruf zur Bildung: Die Geschichten betonen die Wichtigkeit des Lernens und der Suche nach Weisheit.

Zusammenfassung

Die Sure „Die Höhle“ verbindet tiefgründige Geschichten mit spirituellen und moralischen Lehren. Sie erinnert an die Werte von Gerechtigkeit, Demut, Geduld und Aufrichtigkeit und mahnt dazu, das Leben im Diesseits bewusst und verantwortungsvoll zu gestalten. Ihre Botschaften sind eine Quelle der Hoffnung und Orientierung, die den Glauben stärken und das Vertrauen in Gottes Plan fördern.

Letzte Bearbeitung am Samstag, 23. November 2024 – 20:15 Uhr von Alex, Webmaster für Google und Bing SEO.

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