Elfte Sure – Hud
Geoffenbart zu Mekka
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! (1.) A. L. R. Ein Buch, dessen Verse wohl gefügt, alsdann erklärt sind, von einem Weisen, einem Kundigen, (2.) auf daß ihr allein Allah dienet. Siehe, ich bin zu euch von ihm (entsandt) als ein Warner und Freudenverkünder, (3.) und daß ihr euern Herrn um Verzeihung bittet und euch dann zu ihm bekehrt. Er versorgt euch mit schönen Dingen bis zu einem bestimmten Termin und wird jedem, der Huld verdient, seine Huld gewähren. Kehrt ihr euch jedoch ab, so fürchte ich für euch die Strafe eines großen Tages. (4.) Zu Allah ist eure Heimkehr, und er hat Macht über alle Dinge. (5.) Ist’s nicht, daß sie ihre Brust zusammenfalten, um sich vor ihm zu verbergen? Aber, ob sie sich auch in ihre Kleider hüllten, weiß er denn nicht, was sie verbargen und was sie zeigen? Siehe, er kennt das Innerste der Brust. (6.) Kein Kriechtier auf Erden gibt’s, dessen Versorgung nicht ihm obläge, und er kennt seine Stätte und seinen Ruheplatz. Alles ist in einem offenkundigen Buch (verzeichnet). (7.) Er ist’s, der erschaffen die Himmel und die Erde in sechs Tagen, und es war sein Thron auf dem Wasser, damit er euch prüfte, wer von euch an Werken der beste wäre. Und wahrlich, wenn du sprichst: »Siehe, erweckt werdet ihr nach dem Tode«, wahrlich, dann sprechen die Ungläubigen: »Siehe, dies ist nichts als offenkundiger Zauber .« (8.) Und wahrlich, wenn wir die Strafe auf eine berechnete Frist verschieben, wahrlich, dann sprechen sie: »Was hält sie zurück?« Wird sie nicht eines Tages zu ihnen kommen, wo keiner sie von ihnen abwehren wird, und umringen wird sie, was sie verspotteten. (9.) Und wahrlich, wenn wir dem Menschen von uns Barmherzigkeit zu schmecken geben und sie dann von ihm fortnehmen, siehe wahrlich, dann verzweifelt er und ist undankbar .
(10.) Und wahrlich, wenn wir ihm nach Drangsal, die ihn betroffen, Gnade zu schmecken geben, wahrlich, dann spricht er: »Von mir gewichen ist das Übel.« Siehe wahrlich, er ist freudig und prahlt; (11.) außer jenen, welche standhaft sind und das Rechte tun; für sie ist Verzeihung und großer Lohn. (12.) Und vielleicht möchtest du einen Teil von dem, was dir offenbart ward, zurückhalten, und deine Brust ist darüber beklommen, daß sie sprechen: »Warum ward nicht ein Schatz auf ihn herabgesandt oder kam ein Engel mit ihm?« Du aber bist nur ein Warner, und Allah hat Macht über alle Dinge. (13.) Oder sie sprechen: »Er hat ihn ersonnen.« Sprich: »So bringt zehn gleiche Suren her, (von euch) erdichtet, und rufet an, wen ihr vermögt, außer Allah, so ihr wahrhaft seid.« (14.) Und wenn sie euch nicht erhören, so wisset, daß er nur in Allahs Weisheit hinabgesandt wurde und daß es keinen Gott außer ihm gibt. Seid ihr nun Muslime? (15.) Wer das irdische Leben begehrt und seine Pracht, dem wollen wir seine Werke in ihm lohnen, und sie sollen in ihm nicht verkürzt werden. (16.) Sie sind es, für die es im Jenseits nichts gibt als das Feuer, und umsonst ist all ihr Tun hienieden gewesen und eitel ihre Werke. (17.) (Ist ihnen etwa der gleich,) der einem deutlichen Beweis von seinem Herrn folgt und dem ein Zeuge von ihm (den Koran) vorliest und dem das Buch Mosis vorausging als Vorbild und Barmherzigkeit? Diese glauben daran, und wer ihn verleugnet und zu der Rotte (der Ungläubigen) gehört, dem ist das Feuer verheißen. Sei daher ohne Zweifel über ihn. Siehe, er ist die Wahrheit von deinem Herrn; jedoch glauben die meisten Menschen nicht. (18.) Und wer ist sündiger, als wer wider Allah eine Lüge ersinnt? Sie werden vor ihren Herrn gestellt werden, und sprechen werden die Zeugen: »Diese sind es, die wider ihren Herrn logen.« Soll nicht Allahs Fluch die Sünder treffen, (19.) welche von Allahs Pfad abwendig machen und ihn zu krümmen suchen und nicht an das Jenseits glauben?
(20.) Sie vermochten auf der Erde (Allahs Macht) nicht zu schwächen, und außer Allah haben sie keinen Beschützer . Verdoppelt soll ihnen die Strafe werden! Sie vermochten nicht zu hören und sahen nicht. (21.) Sie sind’s, die ihre Seelen ins Verderben stürzten, und von ihnen schweifte, was sie ersonnen. (22.) Ohne Zweifel sind sie im Jenseits am tiefsten verloren. (23.) Siehe, diejenigen, die da glauben und das Rechte tun und sich vor ihrem Herrn demütigen, sie sind des Paradieses Gefährten, ewig darinnen zu verweilen. (24.) Das Gleichnis der beiden Parteien ist wie der Blinde und Taube und der Sehende und Hörende. Sind diese Exempel wohl einander gleich? Wollt ihr euch denn nicht ermahnen lassen? (25.) Und wahrlich, wir entsandten den Noah zu seinem Volk: »Siehe, ich (komme) zu euch als ein offenkundiger Warner, (26.) daß ihr keinen anbetet außer Allah. Siehe, ich fürchte für euch die Strafe eines schmerzlichen Tages.« (27.) Und es sprachen die Häupter seines Volkes, die nicht glaubten: »Wir sehen in dir nur einen Menschen gleich uns, und wir sehen dir nur die niedrigsten unter uns folgen in übereiltem Entschluß, und wir sehen auch keinen Vorzug in euch über uns, sondern erachten euch für Lügner .« (28.) Er sprach: »O mein Volk, was meint ihr? Wenn ich einen deutlichen Beweis von meinem Herrn habe und er mir Barmherzigkeit von sich gegeben hat, gegen die ihr blind seid, sollen wir sie euch da aufzwingen, wo ihr sie nicht wollt? (29.) Und, o mein Volk, ich verlange dafür kein Geld von euch; mein Lohn ist allein bei Allah, und ich verstoße nicht die Gläubigen. Siehe, begegnen werden sie ihrem Herrn, jedoch sehe ich, daß ihr ein unwissend Volk seid.
(30.) Und, o mein Volk, wer hülfe mir wider Allah, wenn ich sie verstoße? Wollt ihr euch denn nicht ermahnen lassen? (31.) Und nicht spreche ich zu euch: ›Bei mir sind Allahs Schätze‹; auch nicht: ›Ich weiß das Verborgene‹; auch spreche ich nicht: ›Ich bin ein Engel.‹ Und ich spreche nicht von denen, die eure Augen verachten: ›Nimmer wird Allah ihnen Gutes geben.‹ Allah weiß sehr wohl, was in ihren Seelen ist; siehe, sonst gehörte ich wahrlich zu den Sündern.« (32.) Sie sprachen: »O Noah, schon hast du mit uns gestritten und viel des Streitens mit uns gemacht. So bring uns, was du uns androhst, so du zu den Wahrhaften gehörst.« (33.) Er sprach: »Bringen wird es euch Allah nur, wann er will, und ihr könnet ihn nicht schwächen. (34.) Und nicht frommte euch mein Rat, wollte ich euch raten, wenn Allah euch irreführen will. Er ist euer Herr, und zu ihm müßt ihr zurückkehren.« (35.) Oder sprechen sie: »Er hat ihn ersonnen?« Sprich: »Habe ich ihn ersonnen, so komme auf mich meine Schuld; ich aber habe nichts mit eurer Verschuldung zu schaffen.« (36.) Und geoffenbart ward Noah: »Nimmer wird von deinem Volke glauben, als wer schon gläubig geworden. Und betrübe dich nicht über ihr Tun. (37.) Und baue dir die Arche vor unsern Augen und nach unsrer Offenbarung, und sprich mir nicht weiter von den Ungerechten; siehe, sie sollen ertrinken.« (38.) Und er machte die Arche, und sooft die Häupter seines Volkes an ihm vorübergingen, verspotteten sie ihn. Er sprach: »Verspottet ihr uns, siehe, so werden wir über euch spotten, wie ihr spottet. Und wahrlich, dann werdet ihr wissen, (39.) zu wem eine Strafe kommt, die ihn mit Schande bedeckt, und auf wen eine immerwährende Strafe niederfährt.«
(40.) (So begab es sich,) bis daß unser Befehl kam und der Ofen siedete. Wir sprachen: »Bring von allem ein Pärchen hinein und deine Familie, mit Ausnahme dessen, über den der Spruch zuvor erging, und die Gläubigen.« Mit ihm aber glaubten nur wenige. (41.) Und er sprach: »Steiget in sie hinein. Im Namen Allahs sei ihre Fahrt und ihre Landung! Siehe, mein Herr ist wahrlich nachsichtig und barmherzig.« (42.) Und sie zog mit ihnen einher in Wogen gleich Bergen. Und Noah rief zu seinem Sohn, der sich abseits hielt: »Mein Söhnchen, steig mit uns ein und sei nicht einer der Ungläubigen.« (43.) Er sprach: »Ich will mich auf einen Berg begeben, der mich vor dem Wasser schützen wird.« Er sprach: »Keiner ist heute vor Allahs Befehl geschützt außer dem, dessen er sich erbarmt hat.« Und eine Woge trennte beide, und er ertrank. (44.) Und es ward gesprochen: »O Erde, verschlinge dein Wasser, und, o Himmel, halt ein!« Und es nahm ab das Wasser, und die Ordnung wurde (wieder)hergestellt, und sie hielt an auf ElDschudi. Und es ward gesprochen: »Fort mit dem Volk der Ungerechten!« (45.) Und es rief Noah zu seinem Herrn und sprach: »Mein Herr, siehe, mein Sohn gehörte zu meiner Familie, und siehe, deine Verheißung ist die Wahrheit und du bist der gerechteste Richter!« (46.) Er sprach: »O Noah, siehe, er gehörte nicht zu deiner Familie; siehe, dies ist ein unrechtschaffenes Benehmen. Frag mich nicht nach dem, von dem dir kein Wissen ward. Siehe, ich warne dich, nicht einer der Toren zu werden.« (47.) Er sprach: »Mein Herr, siehe, ich nehme meine Zuflucht zu dir, daß ich dich nicht nach etwas frage, von dem ich kein Wissen habe; und wenn du mir nicht verzeihst und dich meiner erbarmst, bin ich einer der Verlorenen.« (48.) Gesprochen ward: »O Noah, steig hinunter mit unserm Frieden und unsern Segnungen auf dir und auf einem Teile von den Gemeinden, die bei dir sind. Andre Gemeinden aber wollen wir (hienieden) versorgen; alsdann trifft sie von uns schmerzliche Strafe. (49.) Dies ist eine der geheimen Geschichten; wir offenbaren sie dir; nicht wußtest du sie noch dein Volk zuvor . Und sei standhaft; siehe der (gute) Ausgang ist den Gottesfürchtigen.«
(50.) Und zu den Ad (sandten wir) ihren Bruder Hud. Er sprach: »O mein Volk, dienet Allah; ihr habt keinen andern Gott als ihn. Ihr seid nichts als Erdichter . (51.) O mein Volk, ich verlange dafür keinen Lohn von euch; siehe, mein Lohn ist bei dem, der mich erschuf . Begreift ihr denn nicht? (52.) Und, o mein Volk, bittet euern Herrn um Verzeihung für euch; alsdann bekehret euch zu ihm. Niedersenden wird er auf euch den Himmel in Regengüssen und wird eure Kraft mehren mit Kraft; und wendet euch nicht ab in Sünden.« (53.) Sie sprachen: »O Hud, nicht kamst du mit einem deutlichen Zeichen zu uns, und wir wollen unsre Götter nicht auf dein Wort verlassen, und wir glauben dir nicht. (54.) Wir können nur sagen, daß dich einer unsrer Götter mit einem Übel heimgesucht hat.« Er sprach: »Siehe, ich nehme Allah zu Zeugen, und bezeuget es selber, daß ich nichts zu schaffen habe mit den Götzen, (55.) die ihr neben ihn setzet. So planet wider mich allzumal; alsdann wartet nicht. (56.) Siehe, ich vertraue auf Allah, meinen Herrn und euern Herrn. Kein Tier ist auf Erden, das er nicht an seiner Stirnlocke hielte. Siehe, mein Herr ist auf rechtem Wege. (57.) Und wenn ihr den Rücken kehrt, so habe ich euch (die Botschaft) überbracht, mit der ich zu euch entsandt ward, und nachfolgen lassen wird euch mein Herr ein ander Volk; und ihr könnt ihm nichts schaden; siehe, mein Herr gibt acht auf alle Dinge.« (58.) Und als unser Befehl kam, erretteten wir Hud und diejenigen, die mit ihm glaubten, durch unsre Barmherzigkeit; und wir erretteten sie von harter Strafe. (59.) Und jene Aditen verleugneten die Zeichen ihres Herrn und rebellierten wider seine Gesandten und folgten dem Befehl eines jeden widerspenstigen Gewaltigen.
(60.) Und es folgte ihnen in dieser Welt Fluch; und am Tag der Auferstehung (wird zu ihnen gesprochen:) »Ist’s nicht, daß Ad seinen Herrn verleugnete? Ist’s nicht, (daß gesprochen ward:) ›Fort mit Ad, dem Volke Huds‹?« (61.) Und zu Thamud (entsandten wir) ihren Bruder Salin. Er sprach: »O mein Volk, dienet Allah, ihr habt keinen andern Gott als ihn. Er hat euch aus der Erde hervorgebracht und hat euch auf derselben Wohnung gegeben. Drum bittet ihn um Verzeihung, alsdann bekehret euch zu ihm; siehe, mein Herr ist nahe und erhört.« (62.) Sie sprachen: »O Salih, wir hatten unsre Hoffnung zuvor auf dich gesetzt. Willst du uns verbieten, zu verehren, was unsre Väter verehrten? Und siehe, wir sind in starkem Zweifel über das, wozu du uns aufforderst.« (63.) Er sprach: »O mein Volk, was meint ihr? Wenn ich einen deutlichen Beweis von meinem Herrn habe und er mir seine Barmherzigkeit erwiesen hat, wer würde mich da vor Allah erretten, wenn ich wider ihn rebellierte? Und so bringt ihr nur größeres Verderben über mich. (64.) Und, o mein Volk, diese Kamelin Allahs ist euch ein Zeichen; laßt sie daher in Allahs Land weiden und tut ihr kein Leid an, sonst erfaßt euch nahe Strafe.« (65.) Sie aber zerschnitten ihr die Flechsen; und er sprach: »Ergötzet euch in euern Wohnungen noch drei Tage. Dies ist eine Verheißung ohne Falsch.« (66.) Und da unser Befehl kam, erretteten wir Salih und die Gläubigen, die bei ihm waren, in unsrer Barmherzigkeit von der Schande jenes Tages. Siehe, dein Herr, er ist der Starke, der Mächtige. (67.) Und die Sünder erfaßte der Schrei, und sie lagen in ihren Wohnungen auf der Brust da, (68.) als hätten sie nicht in ihnen gewohnt. Ist’s nicht, (daß gesprochen ward:) »Siehe, Thamud verleugnete seinen Herrn?« Ist’s nicht, (daß gesprochen ward:) »Fort mit Thamud!« (69.) Und wahrlich, es kamen unsre Gesandten zu Abraham mit der Verheißung. Sie sprachen: »Frieden!« Er sprach: »Frieden!« Und er säumte nicht, ihnen ein gebratenes Kalb zu bringen.
(70.) Und da er sah, daß sie nicht ihre Hände daran legten, schöpfte er Verdacht wider sie und fürchtete sich vor ihnen. Sie sprachen: »Fürchte dich nicht, siehe, wir sind zum Volke Lots entsandt.« (71.) Und seine Frau stand da und lachte. Und wir verkündeten ihr Isaak und nach Isaak Jakob. (72.) Sie sprach: »Ach, weh mir! Soll ich gebären, wo ich eine alte Frau bin und dieser mein Ehgemahl ein Greis ist? Siehe, das ist ein wundersam Ding.« (73.) Sie sprachen: »Wunderst du dich über Allahs Befehl? Die Barmherzigkeit Allahs und seine Segnungen kommen auf euch, o Volk des Hauses! Siehe, er ist gepriesen und gerühmt.« (74.) Und als die Furcht von Abraham gewichen und zu ihm die Verheißung gekommen war, stritt er mit uns über das Volk Lots. (75.) Siehe wahrlich, Abraham war milde, mitleidig und weichherzig: (76.) »O Abraham, steh ab hiervon, siehe, schon ist deines Herrn Befehl gekommen, und über sie bricht unabwendbare Strafe herein.« (77.) Und als unsre Gesandten zu Lot kamen, bekümmerte er sich über sie, und sein Arm war machtlos für sie, und er sprach: »Dies ist ein böser Tag!« (78.) Und es kam sein Volk zu ihm geeilt, und sie hatten zuvor Böses verübt. Er sprach: »O mein Volk, diese meine Töchter sind reiner für euch; drum fürchtet Allah und bringt nicht Schande über mich in meinen Gästen. Ist kein rechtschaffener Mann unter euch?« (79.) Sie sprachen: »Du weißt doch, daß wir keinen Anspruch auf deine Töchter erheben; und wahrlich, du weißt, was wir wollen.«
(80.) Er sprach: »Hätte ich doch Stärke wider euch, oder könnte ich zu einer starken Stütze meine Zuflucht nehmen!« (81.) Sie sprachen: »O Lot, wir sind Gesandte deines Herrn; nimmermehr werden sie zu dir gelangen. So mach dich auf mit deiner Familie in der dunkelsten Nacht, und keiner von euch wende sich um! Nur deine Frau – siehe, treffen wird sie, was die andern trifft. Siehe, was ihnen angedroht ist, (erfüllt sich) am Morgen. Ist nicht der Morgen schon nahe?« (82.) Und da unser Befehl gekommen war, kehrten wir ihr das Oberste zuunterst und ließen auf sie Backsteine hageldicht niederregnen, (83.) gezeichnet von deinem Herrn; und sie ist nicht fern von den Frevlern. (84.) Und zu Midian (entsandten wir) ihren Bruder Schu’aib. Er sprach: »O mein Volk, dienet Allah; ihr habt keinen andern Gott als ihn; und verkürzet nicht Maß und Gewicht. Siehe, ich sehe, daß es euch wohl ergeht, aber ich fürchte für euch die Strafe eines allumfassenden Tages. (85.) Und, o mein Volk, gebt rechtes Maß und Gewicht und verkürzt nicht die Leute in ihrem Gut und richtet kein Unheil an auf Erden durch Verderbenstiften. (86.) Allahs Rest ist das beste für euch, so ihr gläubig seid. Und ich bin kein Hüter über euch.« (87.) Sie sprachen: »O Schu’aib, befiehlt dir dein Gebet, daß wir aufgeben sollen, was unsre Väter anbeteten, und daß wir mit unserm Gut nicht schalten sollen nach Belieben? Siehe, wahrlich du bist der Milde und Gerechte!« (88.) Er sprach: »O mein Volk, was meint ihr? Wenn ich einen deutlichen Beweis von meinem Herrn habe und er mich mit einer schönen Versorgung von sich versorgt hat, und wenn ich euch nicht folgen will zu dem, was ich mir selber verwehrt habe, will ich da etwas anderes als eure Besserung, soweit ich’s vermag? Und mein Gelingen ist allein bei Allah. Auf ihn vertraue ich, und zu ihm kehre ich mich. (89.) Und, o mein Volk, eure Widersetzlichkeit gegen mich verführe euch nicht, daß euch das gleiche trifft wie das, was das Volk Noahs oder das Volk Huds oder das Volk Salihs getroffen hat. Und ihr seid nicht fern von dem Volke Lots.
(90.) Und bittet euern Herrn um Verzeihung, alsdann kehrt euch zu ihm; siehe, mein Herr ist barmherzig und liebevoll.« (91.) Sie sprachen: »O Schu’aib, wir verstehen nicht viel von dem, was du sprichst, und siehe, wir sehen dich schwach unter uns. Und wären nicht deine Leute, so steinigten wir dich, und du wärest machtlos wider uns.« (92.) Er sprach: »O mein Volk, haben meine Leute mehr Wert bei euch als Allah, und werfet ihr ihn geringschätzig hinter euch? Siehe, mein Herr übersieht euer Tun. (93.) Und, o mein Volk, handelt nach euerm Vermögen, siehe, auch ich handle. Wahrlich, wissen werdet ihr, wen eine Strafe treffen wird, die ihn schändet, und wer ein Lügner ist. Und wartet; siehe, ich warte mit euch.« (94.) Und da unser Befehl kam, retteten wir Schu’aib und die Gläubigen, die bei ihm waren, in unsrer Barmherzigkeit, und die Ungerechten erfaßte der Schrei, und sie lagen in ihren Wohnungen auf der Brust da, (95.) als hätten sie nie in ihnen gewohnt. War’s nicht, (daß gesprochen ward:) »Fort mit Midian, wie Thamud fortgerafft ward?« (96.) Und wahrlich, Moses hatten wir entsandt mit unsern Zeichen und offenbarer Macht (97.) zu Pharao und seinen Großen. Und sie folgten Pharaos Befehl, und Pharaos Befehl war nicht gerecht. (98.) Vorangehen soll er seinem Volk am Tag der Auferstehung und sie hinabführen ins Feuer; und schlimm ist der hinabzusteigende Abstieg. (99.) Es folgte ihnen hienieden Fluch, und am Tag der Auferstehung – schlimm ist die Gabe, die (ihnen) gegeben wird.
(100.) Dies ist von der Kunde der Städte; wir erzählen es dir; einige von ihnen stehen, und (andre) sind niedergemäht. (101.) Und wir taten ihnen nicht unrecht, sondern sie taten sich selber Unrecht an, und ihre Götter nützten ihnen nichts, die sie außer Allah anriefen, als deines Herrn Befehl kam; sie vermehrten nur ihr Verderben. (102.) Also war die Strafe deines Herrn, als er die ungerechten Städte strafte. Siehe, seine Strafe ist schmerzlich und streng. (103.) Siehe, hierin ist wahrlich ein Zeichen für den, der die Strafe des Jenseits fürchtet. Das ist ein Tag, an dem die Menschen versammelt werden sollen, und das ist ein Tag, der bezeugt ist. (104.) Und wir verschieben ihn nur bis zu einem festgesetzten Termin. (105.) Wenn jener Tag kommt, dann wird keine Seele sprechen, es sei denn mit seiner Erlaubnis, und die einen von ihnen sollen elend sein und (die andern) glückselig. (106.) Was die Elenden anlangt, so sollen sie ins Feuer kommen und drinnen seufzen und stöhnen. (107.) Ewig sollen sie darinnen verbleiben, solange die Himmel und die Erde dauern, es sei denn, daß dein Herr es anders wolle; siehe, dein Herr tut, was er will. (108.) Was aber die Glückseligen anlangt, so sollen sie ins Paradies kommen und ewig darinnen verweilen, solange die Himmel und Erde dauern, es sei denn, daß dein Herr es anders wolle – eine ununterbrochene Gabe. (109.) Und sei nicht im Zweifel über das, was diese verehren; sie verehren nur, was ihre Väter zuvor verehrten. Siehe, wahrlich, wir wollen ihnen ihr Teil unverkürzt geben.
(110.) Und wahrlich, wir gaben dem Moses die Schrift, und es entstand Uneinigkeit über sie. Und wäre nicht ein Wort von deinem Herrn zuvor ergangen, wahrlich, es wäre unter ihnen entschieden. Und siehe, wahrlich, sie sind in starkem Zweifel über sie. (111.) Und siehe, wahrlich, dein Herr wird allen nach ihren Werken lohnen; siehe, er kennt ihr Tun. (112.) Darum verhalte dich wohl, wie dir geheißen ward, und wer sich mit dir bekehrt hat, und widersetzet euch nicht. Siehe, er schaut euer Tun. (113.) Und neiget euch nicht zu den Ungerechten, sonst erfaßt euch das Feuer, und außer Allah habt ihr keinen Beschützer, und ihr findet keinen Helfer . (114.) Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden und in der ersten Wache der Nacht. Siehe, die guten Werke vertreiben die bösen. Dies ist eine Ermahnung für die Bedenkenden. (115.) Und sei standhaft; und siehe, Allah läßt nicht den Lohn der Rechtschaffenen verlorengehen. (116.) Und waren nicht unter den Geschlechtern, die vor euch lebten, die Tugendhaften, welche den Missetaten auf Erden wehrten, nur wenige von denen, die wir erretteten? Aber die Ungerechten führten ihr üppiges Leben weiter fort und sündigten. (117.) Und dein Herr hätte die Städte nicht ungerechterweise vertilgt, wären ihre Bewohner rechtschaffen gewesen. (118.) Und so dein Herr es gewollt, wahrlich, er hätte alle Menschen zu einer einzigen Gemeinde gemacht; (119.) aber nur diejenigen werden aufhören, uneins zu sein, derer sich dein Herr erbarmt. Und dazu hat er sie erschaffen. Denn erfüllt soll werden das Wort deines Herrn: »Wahrlich, erfüllen will ich Dschehannam mit den Dschinn und Menschen insgesamt.« (120.) Und alles, was wir dir von den Geschichten der Gesandten erzählen, festigen wollen wir dein Herz damit, und gekommen ist hierin zu dir die Wahrheit und eine Ermahnung und Erinnerung für die Gläubigen. (121.) Und sprich zu denen, die nicht glauben: »Handelt nach euerm Vermögen, siehe, wir handeln auch; (122.) und wartet, siehe, wir warten mit euch.« (123.) Und Allahs ist das Verborgene in den Himmeln und der Erde, und zu ihm kehren alle Dinge zurück. Drum diene ihm und vertrau auf ihn, und dein Herr ist nicht achtlos eures Tuns.
Interpretation und Kommentar von Alexander Müller
11. Sure des Korans – „Hud“ (Hūd)
Die 11. Sure des Korans, genannt „Hud“ (Hūd), wurde in Mekka offenbart und besteht aus 123 Versen. Sie ist nach dem Propheten Hūd benannt, dessen Geschichte und die seines Volkes – die ʿĀd – zu den zentralen Themen der Sure zählen. Die Sure behandelt die Herausforderungen, die Propheten bei der Verkündung der göttlichen Botschaft erleben, die Konsequenzen von Unglauben und Ungehorsam sowie die göttliche Gerechtigkeit. Sie bietet Ermahnungen und Ermutigung für die Gläubigen, geduldig und standhaft im Glauben zu bleiben.
Interpretation und Kommentar
1. Die Beständigkeit des Korans und die Verantwortung des Menschen (Verse 1–10)
„[Dies ist] ein Buch, dessen Zeichen eindeutig gemacht und dann ausführlich dargelegt worden sind von Seiten eines Allweisen und Kundigen.“
„Doch wenn Wir den Menschen Barmherzigkeit von Uns kosten lassen und sie ihm dann entziehen, ist er wahrlich verzweifelt und undankbar.“
Die Sure beginnt mit der Bekräftigung, dass der Koran eine klare und weise Botschaft enthält, die den Weg zu einem gottgefälligen Leben weist. Sie beschreibt die Neigung des Menschen zu Undankbarkeit und Unbeständigkeit.
- Kommentar: Diese Verse betonen die Verantwortung des Menschen, Gottes Botschaft anzunehmen und Vertrauen in Seine Weisheit zu haben, auch in schwierigen Zeiten.
2. Die Geschichte von Noah (Verse 25–49)
„Und Wir sandten Noah zu seinem Volk: ‚Ich bin für euch ein deutlicher Warner.‘“
„Doch sie verleugneten ihn, und Wir retteten ihn und diejenigen, die mit ihm waren, im Schiff, und Wir ließen diejenigen ertrinken, die Unsere Zeichen für Lüge erklärten.“
Die Geschichte von Noah dient als Beispiel für die Geduld eines Propheten angesichts des Unglaubens seines Volkes. Sie zeigt die göttliche Gnade für die Gläubigen und die Strafe für die Ablehnung der Wahrheit.
- Kommentar: Diese Erzählung erinnert daran, dass Standhaftigkeit im Glauben letztlich belohnt wird, während Hochmut und Unglaube Konsequenzen nach sich ziehen.
3. Die Geschichte von Hūd und den ʿĀd (Verse 50–60)
„Und zu den ʿĀd [sandten Wir] ihren Bruder Hūd. Er sagte: ‚O mein Volk, dient Allah. Ihr habt keinen Gott außer Ihm.‘“
„Wir retteten ihn und diejenigen, die mit ihm glaubten, durch Barmherzigkeit von Uns.“
Hūd wird von Gott zu seinem Volk gesandt, um es vor Hochmut und Götzendienst zu warnen. Die ʿĀd ignorieren seine Botschaft und werden durch einen verheerenden Sturm vernichtet.
- Kommentar: Diese Geschichte betont die Vergänglichkeit menschlicher Macht und die Konsequenzen von Arroganz. Sie mahnt zur Demut und zur Hingabe an Gott.
4. Die Geschichte von Salih und den Thamūd (Verse 61–68)
„Und zu den Thamūd [sandten Wir] ihren Bruder Salih. Er sagte: ‚O mein Volk, dient Allah. Ihr habt keinen Gott außer Ihm.‘“
„Da ergriff sie der Schrei, und sie lagen in ihren Wohnstätten niedergeworfen.“
Salih warnt sein Volk vor Götzendienst und Hochmut, doch die Thamūd weisen seine Botschaft zurück und fordern ein Wunder. Als Strafe trifft sie ein vernichtender Schrei.
- Kommentar: Die Geschichte der Thamūd zeigt die Konsequenzen von Unglauben, selbst wenn klare Zeichen gegeben werden. Sie warnt vor der Versuchung, göttliche Gebote aus Bequemlichkeit zu ignorieren.
5. Die Geschichte von Abraham und Lot (Verse 69–83)
„Und Unsere Gesandten kamen zu Abraham mit der frohen Botschaft. Sie sagten: ‚Wir werden die Bewohner dieser Stadt vernichten.‘“
„Und Lot warnte sie, doch sie verweigerten die Ermahnung.“
Die Sure erzählt von der Warnung, die Abraham und Lot vor der Zerstörung der Städte Sodoms und Gomorras erhalten. Die Bewohner, die in Sünde verharren, werden durch eine göttliche Strafe vernichtet.
- Kommentar: Diese Erzählung verdeutlicht Gottes Gerechtigkeit und die Bedeutung moralischen Handelns. Sie mahnt zur Vermeidung von Sünden und zur Beachtung göttlicher Gebote.
6. Die Geschichten von Schuʿayb und Moses (Verse 84–99)
„Und zu Madyan [sandten Wir] ihren Bruder Schuʿayb. Er sagte: ‚O mein Volk, dient Allah.‘“
„Und auch Moses brachten Wir Unsere Zeichen, doch Pharao und seine führenden Leute folgten nicht der Wahrheit.“
Die Geschichten von Schuʿayb und Moses thematisieren die Ablehnung göttlicher Botschaften durch mächtige Anführer und die Strafe, die auf ihre Arroganz folgt.
- Kommentar: Diese Geschichten mahnen vor der Verlockung von Macht und Reichtum. Sie zeigen, dass wahre Größe im Gehorsam gegenüber Gott liegt.
7. Ermutigung an den Propheten Muhammad und die Gläubigen (Verse 100–123)
„Und halte dich recht, wie dir befohlen worden ist, du und diejenigen, die mit dir umkehren.“
„Und sei nicht traurig über das, was sie anstellen.“
Die abschließenden Verse wenden sich direkt an den Propheten Muhammad und die Gläubigen. Sie ermutigen zur Geduld und Standhaftigkeit trotz des Widerstands der Ungläubigen.
- Kommentar: Diese Verse bieten Trost und Motivation für Gläubige, die in ihrem Glauben angegriffen oder verspottet werden. Sie erinnern daran, dass die göttliche Hilfe letztlich siegen wird.
Hauptbotschaften der Sure
- Göttliche Gerechtigkeit: Die Sure zeigt, dass Gott gerecht handelt und sowohl Belohnung als auch Strafe nach den Taten der Menschen bemisst.
- Ermahnung durch vergangene Völker: Die Geschichten von Noah, Hūd, Salih, Lot und anderen dienen als Mahnung vor den Konsequenzen von Unglauben und Hochmut.
- Verantwortung der Propheten: Die Propheten erfüllen ihre Aufgabe, die göttliche Botschaft zu verkünden, ungeachtet des Widerstands, den sie erfahren.
- Geduld und Standhaftigkeit: Die Sure ermutigt Gläubige, geduldig zu bleiben und ihrem Glauben treu zu bleiben, auch in schwierigen Zeiten.
- Warnung vor Hochmut: Sie erinnert daran, dass Macht und Reichtum vergänglich sind und letztlich keine Bedeutung vor Gott haben.
Relevanz der Sure heute
Die Botschaften der 11. Sure – „Hud“ sind zeitlos und sprechen auch die Herausforderungen moderner Zeiten an:
- Moralische Führung: Die Geschichten der Propheten inspirieren dazu, trotz Widerständen moralisch und ethisch korrekt zu handeln.
- Warnung vor Arroganz: Die Mahnung, dass Macht und Reichtum vergänglich sind, bleibt in einer materialistisch geprägten Welt relevant.
- Trost und Ermutigung: Die Ermutigung zur Geduld und Standhaftigkeit bietet Hoffnung für Gläubige, die in ihrem Alltag mit Herausforderungen konfrontiert sind.
- Lernen aus der Geschichte: Die Sure erinnert daran, aus den Fehlern vergangener Generationen zu lernen und Gottes Botschaft ernst zu nehmen.
Zusammenfassung
Die Sure „Hud“ ist eine kraftvolle Ermahnung an die Menschheit, Gottes Gebote zu befolgen und aus den Fehlern vergangener Völker zu lernen. Sie bietet Trost und Ermutigung für Gläubige und zeigt, dass Geduld und Standhaftigkeit am Ende belohnt werden. Ihre Botschaften sind ein Leitfaden für ein verantwortungsbewusstes und gottgefälliges Leben.
Letzte Bearbeitung am Samstag, 23. November 2024 – 18:12 Uhr von Alex, Webmaster für Google und Bing SEO.