Fünfte Sure – Der Tisch
Geoffenbart zu Medina
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! (1.) O ihr, die ihr glaubt, haltet eure Verträge. Erlaubt ist euch (als Speise) das unvernünftige Vieh, außer dem, was euch (als verboten) verlesen wird, und außer der Jagd, während ihr auf der Pilgerfahrt seid. Siehe, Allah verordnet, was er will. (2.) O ihr, die ihr glaubt, verletzet nicht die Wallfahrtsgebräuche Allahs noch den heiligen Monat noch das Opfertier und seinen Halsschmuck noch auch diejenigen, welche nach dem heiligen Hause ziehen im Verlangen nach der Huld und dem Wohlgefallen ihres Herrn. Habt ihr jedoch (den Pilgermantel ) abgelegt, dann jaget. Und nicht verführe euch der Haß gegen Leute, die euch von der heiligen Moschee abhalten wollen, zur Übertretung; helfet einander zur Rechtschaffenheit und Gottesfurcht und helfet einander nicht zur Sünde und Feindschaft. Und fürchtet Allah; siehe, Allah ist streng im Strafen. (3.) Verwehrt ist euch Krepiertes, Blut, Schweinefleisch und das, über dem ein andrer Name als Allahs (beim Schlachten) angerufen ward; das Erwürgte, das Erschlagene, das durch Sturz oder Hörnerstoß Umgekommene, das von reißenden Tieren Gefressene, außer dem, was ihr reinigt, und das auf (Götzen-)Steinen Geschlachtete. Und durch Pfeillose zu verteilen ist Frevel. Verzweifeln wird an diesem Tage, wer euren Glauben verleugnet. Drum fürchtet sie nicht, sondern fürchtet mich. Heute habe ich euch vollendet euern Glauben und habe erfüllt an euch meine Gnade, und es ist mein Wille, daß der Islam euer Glauben ist. Und wenn einer ohne Hinneigung zur Sünde durch Hunger bedrängt wird, siehe, so ist Allah verzeihend und barmherzig. (4.) Sie werden dich fragen, was ihnen denn erlaubt ist. Sprich: »Erlaubt sind euch die guten Dinge und (die Beute) wilder, (wie Hunde) abgerichteter Tiere, indem ihr sie lehrt, wie Allah euch belehrt hat. Esset von dem, was sie für euch fangen, und nennet Allahs Namen darüber und fürchtet Allah. Siehe, Allah ist schnell im Rechnen.« (5.) Heute sind euch die guten Dinge erlaubt, und die Speise derer, denen die Schrift gegeben ward, ist euch erlaubt, wie eure Speise ihnen erlaubt ist. Und (erlaubt sind euch zu heiraten) züchtige Frauen, die gläubig sind, und züchtige Frauen von denen, welchen die Schrift vor euch gegeben ward, so ihr ihnen ihre Morgengabe gegeben habt und züchtig mit ihnen lebt ohne Hurerei und keine Konkubinen nehmt. Wer den Glauben verleugnet, dessen Werk ist fruchtlos, und im Jenseits ist er einer der Verlorenen. (6.) O ihr, die ihr glaubt, wenn ihr hintretet zum Gebet, so waschet euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellbogen und wischet eure Häupter und eure Füße bis zu den Knöcheln ab. Und so ihr durch Samen befleckt seid, so reinigt euch. Und so ihr krank oder auf einer Reise seid oder einer von euch kommt vom Abtritt oder ihr habt die Frauen berührt und findet nicht Wasser, so nehmet guten Sand und wischet euch das Gesicht und die Hände damit ab. Allah will euch keine Last auflegen, jedoch will er euch reinigen und seine Gnade an euch vollenden; vielleicht seid ihr dankbar . (7.) Und gedenket der Gnade Allahs gegen euch und seines Bundes, den er mit euch schloß, als ihr spracht: »Wir hören und gehorchen«; und fürchtet Allah; siehe, Allah kennt das Innerste der Brust. (8.) O ihr, die ihr glaubt, steht fest in Gerechtigkeit, wenn ihr vor Allah Zeugen seid, und nicht verführe euch Haß gegen Leute zur Ungerechtigkeit. Seid gerecht, das ist näher der Gottesfurcht. Und fürchtet Allah; siehe, Allah kennt euer Tun. (9.) Verheißen hat Allah denen, die glauben und das Rechte tun, Verzeihung und gewaltigen Lohn.
(10.) Wer aber nicht glaubt und unsre Zeichen der Lüge zeiht, die sind Gefährten des Höllenpfuhls. (11.) O ihr, die ihr glaubt, gedenket der Gnade Allahs gegen euch, als ein Volk trachtete, seine Hände nach euch auszustrecken; er aber hemmte ihre Hände. Und fürchtet Allah, und auf Allah sollen die Gläubigen trauen. (12.) Und wahrlich, es schloß Allah einen Bund mit den Kindern Israel, und aus ihnen erweckten wir zwölf Führer, und es sprach Allah: »Siehe, ich bin mit euch. Fürwahr, wenn ihr das Gebet verrichtet und die Armenspende zahlt und an meine Gesandten glaubt und ihnen helft und Allah eine schöne Anleihe leiht, wahrlich, dann bedecken wir eure Missetaten, und wahrlich, dann führen wir euch ein in Gärten, durcheilt von Bächen. Drum wer nach diesem von euch nicht glaubt,- der ist abgeirrt von dem ebenen Weg.« (13.) Und dieweil sie den Bund brachen, haben wir sie verflucht und haben ihre Herzen verhärtet. Sie vertauschten die Wörter an ihren Stellen und vergaßen einen Teil von dem, was ihnen gesagt ward. Und nicht sollst du ablassen, die Verräter unter ihnen zu entdecken, bis auf wenige. Und vergib ihnen und verzeih; siehe, Allah liebt die Gutes Tuenden. (14.) Und mit denen, welche sprechen: »Siehe, wir sind Nazarener«, schlossen wir einen Bund. Sie aber vergaßen einen Teil von dem, was ihnen gesagt ward; darum erregten wir Feindschaft und Haß unter ihnen bis zum Tag der Auferstehung. Und sicherlich wird Allah ihnen ansagen, was sie getan. (15.) O Volk der Schrift, nunmehr ist unser Gesandter zu euch gekommen, euch vieles von der Schrift kundzutun, was ihr verbargt, und um vieles zu übergehen. Gekommen ist nunmehr zu euch von Allah ein Licht und ein klares Buch, (16.) mit dem Allah leitet, wer seinem Wohlgefallen nachgeht, zu Wegen des Heils, und sie herausführt aus den Finsternissen zum Licht mit seiner Erlaubnis und sie leitet auf einen rechten Pfad. (17.) Wahrlich, ungläubig sind, die da sprechen: »Siehe, Allah, das ist der Messias, der Sohn der Maria.« Sprich: »Und wer hätte über Allah Macht, so er den Messias, den Sohn der Maria, und seine Mutter und, wer auf der Erde allzumal, vernichten wollte?« Und Allahs ist das Reich der Himmel und der Erde und was dazwischen. Er erschafft, was er will, und Allah hat Macht über alle Dinge. (18.) Und es sprechen die Juden und die Nazarener: »Wir sind Allahs Kinder und seine Geliebten.« Sprich: »Und weshalb straft er euch für eure Sünden?« Nein, ihr seid Menschen von denen, die er erschaffen. Er verzeiht, wem er will, und Allahs ist das Reich der Himmel und der Erde und was dazwischen, und zu ihm ist die Heimkehr . (19.) O Volk der Schrift, gekommen ist nunmehr zu euch unser Gesandter, euch aufzuklären über das Ausbleiben der Gesandten, damit ihr nicht sagt: »Zu uns kommt weder ein Freudenbote noch ein Warner .« Und gekommen ist nun zu euch ein Freudenbote und ein Warner, und Allah hat Macht über alle Dinge.
(20.) Und (gedenke,) als Moses zu seinem Volk sprach: »O Leute, gedenket der Gnade Allahs gegen euch, da er unter euch Propheten erweckte und euch Könige einsetzte und euch gab, was er keinem von aller Welt gegeben. (21.) O Volk, betritt das heilige Land, das Allah euch bestimmte; und kehret nicht den Rücken, auf daß ihr nicht als Verlorene umkehrt.« (22.) Sie sprachen: »O Moses, siehe, darinnen ist ein Volk von Recken, und siehe, nimmer betreten wir es, ehe sie es nicht verlassen haben. So sie es verlassen, dann wollen wir es betreten.« (23.) Sprachen zwei Männer, welche (ihren Herrn) fürchteten, denen Allah gnädig gewesen war: »Gehet ein zu ihnen durch das Tor; und wenn ihr durch dasselbe eingetreten seid, siehe, dann werdet ihr obsiegen. Und auf Allah vertrauet, so ihr Gläubige seid.« (24.) Sie sprachen: »O Moses, siehe, nimmer werden wir es betreten, solange sie darinnen sind. Gehe du und dein Herr und kämpfet; siehe, wir bleiben hier sitzen.« (25.) Er sprach: »Mein Herr, siehe, ich habe nur Macht über mich selber und meinen Bruder, mache drum eine Scheidung zwischen uns und diesem frevelhaften Volk.« (26.) Er sprach: »Siehe, verwehrt soll es ihnen sein vierzig Jahre lang; umherirren sollen sie auf der Erde. Bekümmere dich nicht um das frevelhafte Volk.« (27.) Und verkünde ihnen die Geschichte der beiden Söhne Adams der Wahrheit gemäß, als sie ein Opfer opferten. Angenommen ward es von dem einen von ihnen, und nicht angenommen von dem andern. Er sprach: »Wahrlich, ich schlage dich tot!« (Der andre) sprach: »Siehe, Allah nimmt nur von den Gottesfürchtigen an. (28.) Wahrlich, streckst du auch deine Hand zu mir aus, um mich totzuschlagen, so strecke ich doch nicht meine Hand zu dir aus, um dich zu erschlagen; siehe, ich fürchte Allah, den Herrn der Welten. (29.) Siehe, ich will, daß du meine und deine Sünde trägst und ein Gefährte des Feuers wirst; und dies ist der Lohn der Ungerechten.«
(30.) Da trieb ihn seine Seele an, seinen Bruder zu erschlagen, und so erschlug er ihn und ward einer der Verlorenen. (31.) Und es entsandte Allah einen Raben, daß er auf dem Boden scharrte, um ihm zu zeigen, wie er die Missetat an seinem Bruder verbergen könnte. Er sprach: »O weh mir, bin ich zu kraftlos, zu sein wie dieser Rabe und die Missetat an meinem Bruder zu verbergen?« Und so ward er reuig. (32.) Aus diesem Grunde haben wir den Kindern Israel verordnet, daß wer eine Seele ermordet, ohne daß er einen Mord oder eine Gewalttat im Lande begangen hat, soll sein wie einer, der die ganze Menschheit ermordet hat. Und wer einen am Leben erhält, soll sein, als hätte er die ganze Menschheit am Leben erhalten. Und es kamen zu ihnen unsre Gesandten mit den deutlichen Zeichen; dann aber waren viele von ihnen ausschweifend auf Erden. (33.) Siehe, der Lohn derer, welche Allah und seinen Gesandten befehden und Verderben auf der Erde betreiben, ist nur der, daß sie getötet oder gekreuzigt oder an Händen und Füßen wechselseitig verstümmelt oder aus dem Lande vertrieben werden. Das ist ihr Lohn hienieden, und im Jenseits wird ihnen schmerzliche Strafe: (34.) Außer jenen, welche bereuen, bevor ihr sie in eurer Gewalt habt. Und wisset, daß Allah verzeihend und barmherzig ist. (35.) O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah und trachtet nach Vereinigung mit ihm und streitet in Allahs Weg; vielleicht ergeht es euch wohl. (36.) Siehe, die Ungläubigen – hätten sie auch alles, was auf der ganzen Erde ist, und das gleiche dazu, um sich damit von der Strafe des Auferstehungstages loszukaufen, nicht würde es von ihnen angenommen. Und ihnen wird schmerzliche Strafe. (37.) Sie möchten wohl dem Feuer entrinnen, doch entrinnen sie nicht aus ihm; und ihnen wird dauernde Strafe. (38.) Und der Dieb und die Diebin, schneidet ihnen ihre Hände ab als Lohn für ihre Taten. (Dies ist) ein Exempel von Allah, und Allah ist mächtig und weise. (39.) Wer aber nach seiner Sünde umkehrt und sich bessert, siehe, zu dem kehrt sich auch Allah; siehe, Allah ist verzeihend und barmherzig.
(40.) Weißt du nicht, daß Allahs das Reich der Himmel und der Erde ist? Er straft, wen er will, und verzeiht, wem er will, und Allah hat Macht über alle Dinge. (41.) O du Gesandter, laß dich nicht durch die, welche miteinander im Unglauben wetteifern, betrüben von jenen, die da mit ihrem Munde sprechen: »Wir glauben«, doch glauben ihre Herzen nicht; und von den Juden – Horchern auf Lüge und Horchern auf andre –, nicht kommen sie zu dir . Sie vertauschen die Wörter an ihren Stellen und sprechen: »Wenn dies zu euch gebracht wird, so nehmet es an, und wenn es euch nicht gebracht wird, so hütet euch davor .« Wen Allah verführen will, für den vermagst du wider Allah nichts. Sie, deren Herzen Allah nicht reinigen will, empfangen hienieden Schande und im Jenseits gewaltige Strafe: (42.) Horcher auf Lüge, Verzehrer von Unerlaubtem – so sie zu dir kommen, richte zwischen ihnen oder wende dich von ihnen ab. Und so du dich von ihnen abwendest, nimmer werden sie dir etwas zuleide tun. Und so du richtest, richte zwischen ihnen in Gerechtigkeit. Siehe, Allah liebt die Gerechtigkeit Übenden. (43.) Wie aber werden sie dich zu ihrem Richter machen, wo sie die Tora besitzen, in welcher Allahs Verordnung enthalten ist? Nach diesem werden sie dir den Rücken kehren; und solches sind keine Gläubigen. (44.) Siehe, hinabgesandt haben wir die Tora, in der sich eine Leitung und ein Licht befinden, mit der die Propheten, welche Muslime waren, die Juden richteten; und die Rabbiner und Lehrer (richteten) nach dem vom Buche Allahs, was ihrer Hut anvertraut ward und das sie bezeugten. Drum fürchtet nicht die Menschen, sondern fürchtet mich und verkaufet nicht meine Zeichen um geringen Preis. Und wer nicht richtet nach dem, was Allah hinabgesandt hat – das sind Ungläubige. (45.) Und wir schrieben ihnen darin vor: »Leben um Leben, Auge um Auge, Nase für Nase, Ohr für Ohr, Zahn für Zahn und Wiedervergeltung von Wunden.« Und wer es vergibt als ein Almosen, so ist’s ihm eine Sühne. Wer aber nicht richtet nach dem, was Allah herniedergesandt hat, das sind die Ungerechten. (46.) Und in ihren Spuren ließen wir folgen Jesus, den Sohn der Maria, zu bestätigen die Tora, die vor ihm war, und wir gaben ihm das Evangelium, darinnen eine Leitung und ein Licht, bestätigend die Tora, die vor ihm war, eine Leitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen; (47.) und damit das Volk des Evangeliums richte nach dem, was Allah in ihm herabgesandt hat; und wer nicht richtet nach dem, was Allah hinabgesandt hat – das sind die Frevler .(48.) Und wir sandten hinab zu dir das Buch mit der Wahrheit, bestätigend, was ihm an Schriften vorausging, und Amen darüber sprechend. Drum richte zwischen ihnen nach dem, was Allah hinabsandte, und folge nicht ihren Gelüsten, (abweichend) von der Wahrheit, die zu dir gekommen. Jedem von euch gaben wir eine Norm und eine Heerstraße. Und so Allah es wollte, wahrlich, er machte euch zu einer einzigen Gemeinde; doch will er euch prüfen in dem, was er euch gegeben. Wetteifert darum im Guten. Zu Allah ist eure Heimkehr allzumal, und er wird euch aufklären, worüber ihr uneins seid. (49.) Und so richte du unter ihnen nach dem, was Allah hinabgesandt, und folge nicht ihren Lüsten und hüte dich vor ihnen, daß sie dich verführen, (abzuweichen) von etwas von dem, was Allah zu dir hinabgesandt. Und wenn sie den Rücken kehren, so wisse, daß Allah sie für einen Teil ihrer Sünden treffen will. Und siehe, wahrlich viele der Menschen sind Frevler .
(50.) Wünschen sie etwa die Rechtsprechung der (Zeit der) Unwissenheit: Wer aber richtet besser als Allah für verständige Leute? (51.) O ihr, die ihr glaubt, nehmt nicht die Juden und Christen zu Freunden; einander nehmen sie zu Freunden, und wer von euch sie zu Freunden nimmt, siehe, der ist von ihnen. Siehe, Allah leitet nicht ungerechte Leute. (52.) Und so schaust du die, deren Herz krank ist, zu ihnen um die Wette laufen und sprechen: »Wir fürchten, es möchte uns ein Glückswechsel befallen.« Aber vielleicht, daß Allah den Sieg bringt oder eine Sache von sich, so daß sie bereuen, was sie in ihren Herzen geheimhielten. (53.) Und die Gläubigen werden sprechen: »Sind dies etwa die, welche bei Allah ihren heiligsten Eid schwuren, daß sie zu euch stehen?« Eitel sind ihre Werke, und sie werden verloren sein. (54.) O ihr, die ihr glaubt, wenn sich einer von euch von seinem Glauben abkehrt, wahrlich, dann erhebt Allah ein Volk, das er liebt und das ihn liebt, demütig vor den Gläubigen, stolz wider die Ungläubigen, streitend in Allahs Weg und nicht fürchtend den Tadel des Tadelnden. Das ist Allahs Huld; er gibt sie, wem er will, und Allah ist weitumfassend und wissend. (55.) Siehe, euer Beschützer ist Allah und sein Gesandter und die Gläubigen, die das Gebet verrichten und die Armenspende zahlen und sich vor ihm beugen. (56.) Und wer Allah und seinen Gesandten und die Gläubigen zu Freunden annimmt, siehe, das ist Gottes Schar; sie sind die Obsiegenden. (57.) O ihr, die ihr glaubt, nehmt nicht von denen, welchen die Schrift vor euch gegeben ward, diejenigen, die über euern Glauben spotten und scherzen, und auch nicht die Ungläubigen zu Freunden, und fürchtet Allah, so ihr Gläubige seid. (58.) (Und die,) so ihr zum Gebet ruft, ihren Spott und Scherz damit treiben; dies, dieweil sie unverständige Leute sind. (59.) Sprich: »O Volk der Schrift, verwerfet ihr uns etwa nur deshalb, weil wir an Allah glauben und an das, was er zu uns hinabsandte und zuvor hinabsandte, und weil die Mehrzahl von euch Frevler sind?«
(60.) Sprich: »Kann ich euch etwas Schlimmeres verkünden als das, was euer Lohn bei Allah ist? Wen Allah verflucht hat und wem er zürnt – und verwandelt hat er einige von ihnen zu Affen und Schweinen – und wer dem Thagut dient, die befinden sich in schlimmem Zustand und sind weit abgeirrt vom ebenen Pfad.« (61.) Und als sie zu euch kamen, sprachen sie: »Wir glauben«; doch kamen sie im Unglauben und gingen fort in ihm. Allah aber weiß sehr wohl, was sie verbergen. (62.) Und du schaust viele von ihnen Wettlaufen zur Sünde und Bosheit und zum Essen des Verbotenen. Wahrlich, schlimm ist ihr Tun. (63.) Warum untersagen ihnen nicht die Rabbiner und Lehrer ihre sündige Rede und ihr Verzehren des Verbotenen, wahrhaftig, ein schlimmes Handeln! (64.) Und es sprechen die Juden: »Die Hand Allahs ist gefesselt.« Gefesselt werden ihre Hände und verflucht werden sie für ihre Worte. Nein, ausgestreckt sind seine beiden Hände. Er spendet, wie er will, und wahrlich, viele von ihnen wird das, was auf dich herabgesandt ward von deinem Herrn, zunehmen lassen in Widerspenstigkeit und Unglauben, und werfen werden wir zwischen sie Feindschaft und Haß bis zum Tag der Auferstehung. Sooft sie anzünden ein Feuer zum Krieg, wird es Allah verlöschen. Und sie betreiben auf Erden Verderben, Allah aber liebt nicht die Verderben Stiftenden. (65.) Und wenn das Volk der Schrift glaubte und gottesfürchtig wäre, wahrlich, wir bedeckten ihre Missetaten, und wahrlich, wir führten sie in die Gärten der Wonne. (66.) Und so sie erfülleten die Tora und das Evangelium und was zu ihnen von ihrem Herrn hinabgesandt ward, wahrlich, sie speisten von (dem, was) über ihnen und unter ihren Füßen. Unter ihnen ist eine Gemeinde, welche die rechte Mitte innehält; doch viele von ihnen – schlimm ist, was sie tun. (67.) O du Gesandter, verkünde alles, was hinabgesandt ward auf dich von deinem Herrn. Und so du es nicht tust, so hast du nicht verkündet seine Sendung. Und Allah wird dich schützen vor den Menschen; siehe, Allah leitet nicht die Ungläubigen. (68.) Sprich: »O Volk der Schrift, ihr fußet auf nichts, ehe ihr nicht erfüllet die Tora und das Evangelium und was hinabgesandt ward zu euch von euerm Herrn.« Und wahrlich, vermehren wird vielen von ihnen, was hinabgesandt ward zu dir von deinem Herrn, die Widerspenstigkeit und den Unglauben; und betrübe dich nicht über die Ungläubigen. (69.) Siehe die Gläubigen und die Juden und die Sabier und die Nazarener – wer da glaubt an Allah und an den Jüngsten Tag und das Rechte tut –, keine Furcht soll über sie kommen, und nicht sollen sie traurig sein.
(70.) Wahrlich, wir schlossen mit den Kindern Israel einen Bund und schickten zu ihnen Gesandte. Sooft als zu ihnen ein Gesandter kam mit dem, was ihre Seelen nicht begehrten, ziehen sie die einen der Lüge und die andern ermordeten sie. (71.) Und sie gedachten, daß keine Strafe kommen würde, und so wurden sie blind und taub. Alsdann kehrte sich Allah zu ihnen; alsdann wurden (wieder) viele von ihnen blind und taub; aber Allah schaut ihr Tun. (72.) Wahrlich, ungläubig sind, welche sprechen: »Siehe, Allah, das ist der Messias, der Sohn der Maria.« Und es sprach doch der Messias: »O ihr Kinder Israel, dienet Allah meinem Herrn und euerm Herrn.« Siehe, wer Allah Götter an die Seite stellt, dem hat Allah das Paradies verwehrt, und seine Behausung ist das Feuer; und die Ungerechten finden keine Helfer . (73.) Wahrlich, ungläubig sind, die da sprechen: »Siehe, Allah ist ein dritter von drei.« Aber es gibt keinen Gott denn einen einigen Gott. Und so sie nicht ablassen von ihren Worten, wahrlich, so wird den Ungläubigen unter ihnen schmerzliche Strafe. (74.) Wollen sie denn nicht umkehren zu Allah und ihn um Verzeihung bitten? Und Allah ist verzeihend und barmherzig. (75.) Nicht ist der Messias, der Sohn der Maria, etwas andres als ein Gesandter; vorausgingen ihm Gesandte, und seine Mutter war aufrichtig. Beide aßen Speise. Schau, wie wir ihnen die Zeichen deutlich erklären! Alsdann schau, wie sie sich abwenden. (76.) Sprich: »Wollt ihr anbeten neben Allah, was euch weder schaden noch nützen kann?« Und Allah, er ist der Hörende, der Wissende. (77.) Sprich: »O Volk der Schrift, übertretet nicht in euerm Glauben die Wahrheit und folget nicht den Gelüsten von Leuten, die bereits zuvor abgeirrt sind und viele irregeführt haben und abirrten von dem ebenen Weg.« (78.) Verflucht sind die Ungläubigen unter den Kindern Israel durch die Zunge Davids und Jesus, des Sohnes der Maria; solches, dieweil sie rebellisch waren und sich vergingen; (79.) sie verboten einander nicht das Verwerfliche, das sie begingen. Wahrlich, schlimm ist ihr Tun!
(80.) Du wirst viele von ihnen sich mit den Ungläubigen befreunden sehen. Wahrlich, schlimm ist, was ihre Seelen ihnen vorausschickten! Allah zürnt ihnen drob, und in der Strafe werden sie ewig verweilen. (81.) Und so sie an Allah geglaubt hätten und den Propheten und was hinabgesandt ward zu ihm, so hätten sie sich dieselben nicht zu Freunden genommen; jedoch sind viele von ihnen Frevler . (82.) Wahrlich, du wirst finden, daß unter allen Menschen die Juden und die, welche Allah Götter zur Seite stellen, den Gläubigen am meisten feind sind, und wirst finden, daß den Gläubigen diejenigen, welche sprechen: »Wir sind Nazarener«, am freundlichsten gegenüberstehen. Solches, dieweil unter ihnen Priester und Mönche sind, und weil sie nicht hoffärtig sind. (83.) Und wenn sie hören, was hinabgesandt ward zum Gesandten, siehst du ihre Augen von Tränen überfließen infolge der Wahrheit, die sie darin erkennen, indem sie sprechen: »Unser Herr, wir glauben; so schreib uns ein unter jene, die es bezeugen. (84.) Und weshalb sollten wir nicht glauben an Allah und an die Wahrheit, die zu uns gekommen ist, und begehren, daß unser Herr uns einführt mit den Rechtschaffenen?« (85.) Und belohnt hat sie deshalb Allah für ihre Worte mit Gärten, durcheilt von Bächen, ewig darinnen zu verweilen; und solches ist der Lohn der Gutes Tuenden. (86.) Wer aber nicht glaubt und unsre Zeichen der Lüge zeiht, das sind die Gefährten des Höllenpfuhls. (87.) O ihr, die ihr glaubt, verwehret nicht die guten Dinge, die Allah euch erlaubt hat, und übertretet nicht; siehe, Allah liebt nicht die Übertreter . (88.) Und speiset von dem, was Allah euch bescherte als erlaubt und gut, und fürchtet Allah, an den ihr glaubt. (89.) Nicht wird Allah euch strafen für ein unbedachtes Wort in euern Eiden; jedoch wird er euch strafen für das, was ihr mit Bedacht beschworen habt. Die Sühne dafür soll sein die Speisung von zehn Armen mit der Speise, die ihr gewöhnlich euern Familien gebt, oder ihre Bekleidung oder die Befreiung eines Nackens. Wer aber nicht (die Mittel dazu) findet, der faste drei Tage. Dies ist die Sühne eurer Eide, so ihr geschworen habt, und hütet eure Eide. Also macht euch Allah seine Zeichen klar; vielleicht seid ihr dankbar .
(90.) O ihr, die ihr glaubt, siehe, der Wein, das Spiel, die Opfersteine und die Pfeile sind ein Greuel von Satans Werk. Meidet sie; vielleicht ergeht es euch wohl. (91.) Der Satan will nur zwischen euch Feindschaft und Haß werfen durch Wein und Spiel und euch abwenden von dem Gedanken an Allah und dem Gebet. Wollt ihr deshalb nicht davon ablassen? (92.) Und gehorchet Allah und gehorchet dem Gesandten und seid auf eurer Hut. Und so ihr den Rücken kehrt, so wisset, daß unserm Gesandten nur eine offenkundige Predigt obliegt. (93.) Diejenigen, welche gläubig sind und das Gute tun, haben keine Sünde in dem, was sie aßen, begangen, wenn sie nur gottesfürchtig sind und glauben und das Gute tun und weiter gottesfürchtig sind und glauben und weiter gottesfürchtig sind und Gutes tun. Und Allah liebt die Gutes Tuenden. (94.) O ihr, die ihr glaubt, wahrlich, Allah will euch versuchen mit dem Wild, das eure Hände oder eure Lanzen erlangen, damit Allah erkennt, wer ihn im Verborgenen fürchtet. Und wer sich nach diesem vergeht, dem soll schmerzliche Strafe sein. (95.) O ihr, die ihr glaubt, tötet nicht das Wild, während ihr auf der Pilgerfahrt seid. Und wer es von euch vorsätzlich tötet, der soll es ersetzen durch ein Gleiches an Vieh nach dem Spruch von zwei redlichen Männern unter euch, und es soll als Opfer nach der Kaaba gebracht werden. Oder die Sühne sei die Speisung von zwei Armen, oder als Ersatz dafür faste er, damit er das Unheil seiner Tat schmecke. Es vergibt Allah, was vergangen; wer es aber wieder tut, an dem nimmt Allah Rache dafür . Und Allah ist mächtig und ein Rächer . (96.) Erlaubt ist euch der Fisch im Meer und seine Speise als eine Versorgung für euch und für die Reisenden. Und verwehrt ist euch das Wild des Landes während der Pilgerfahrt; und fürchtet Allah, zu dem ihr versammelt werdet. (97.) Gemacht hat Allah die Kaaba, das heilige Haus, zu einem Asyl für die Menschen und den heiligen Monat und das Opfer und die Zieraten (des Opfers), auf daß ihr wisset, daß Allah weiß, was in den Himmeln und was auf Erden ist, und daß Allah alle Dinge weiß. (98.) Wisset, daß Allah streng straft und daß Allah verzeihend und barmherzig ist. (99.) Dem Gesandten liegt nur die Predigt ob, und Allah weiß, was ihr offenkund macht und was ihr verheimlicht.
(100.) Sprich: »Nicht ist gleich das Schlechte und das Gute, ob dir auch die Menge des Schlechten gefällt.« Drum fürchtet Allah, ihr Verständigen; vielleicht ergeht es euch wohl. (101.) O ihr, die ihr glaubt, fragt nicht nach Dingen, die, so sie euch kund würden, euch würden wehe tun. Und so ihr nach ihnen fragt, wenn der (ganze) Koran hinabgesandt wird, werden sie euch kundgetan werden. Allah vergibt dies, denn Allah ist verzeihend und milde. (102.) Nach ihnen fragten schon Leute vor euch, alsdann aber glaubten sie nicht hieran. (103.) Allah hat nichts festgesetzt hinsichtlich Bahirah oder Saiba oder Wasila oder Hami, vielmehr ersinnen die Ungläubigen Lügen wider Allah, und die meisten von ihnen haben keinen Verstand. (104.) Und als zu ihnen gesprochen ward: »Kommt her zu dem, was Allah hinabgesandt hat, und zum Gesandten«, sprachen sie: »Uns genügt das, worin wir unsre Väter erfanden.« Aber ist’s nicht, daß ihre Väter nichts wußten und nicht geleitet wurden? (105.) O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch in acht. Wer irrt, soll euch nicht schaden, so ihr geleitet seid. Zu Allah geht eure Heimkehr allzumal, und dann wird er euch verkünden, was ihr getan. (106.) O ihr, die ihr glaubt: Zeugnis sei unter euch, wenn einem von euch der Tod naht zur Zeit des Testierens. Zwei redliche Leute seien es von euch oder zwei andre, die nicht von euch sind, so ihr das Land durchzieht und euch das Unglück des Todes betrifft. Haltet sie nach dem Gebet zurück, und so ihr Zweifel hegt, sollen sie schwören bei Allah: »Wir verkaufen es nicht um einen Preis, und wäre es auch ein Glied unsrer Sippe; und nicht verbergen wir Allahs Zeugnis; siehe, dann wären wir wahrlich Sünder .« (107.) Wenn es aber bekannt wird, daß beide sich versündigt haben, so sollen zwei andre von jenen, die sie für schuldig halten, die nächsten Anverwandten, an ihre Stelle treten und bei Allah schwören: »Wahrlich, unser Zeugnis ist wahrer als ihr Zeugnis, und nicht vergehen wir uns; siehe, dann wären wir Ungerechte.« (108.) Auf solche Weise ist es leichter, daß sie das Zeugnis wahrheitsgemäß ablegen oder fürchten, daß nach ihren (falschen) Eiden (andre) Eide geschworen werden. Und fürchtet Allah und höret, und Allah leitet nicht die Frevler . (109.) Eines Tages wird Allah versammeln die Gesandten und wird sprechen: »Was ward euch geantwortet?« Sie werden sprechen: »Uns ist kein Wissen (davon); siehe, du bist der Wisser der Geheimnisse.«
(110.) (Gedenke) als Allah sprach: »O Jesus, Sohn der Maria, gedenke meiner Gnade gegen dich und deine Mutter, als ich dich mit dem Heiligen Geist stärkte, auf daß du reden solltest zu den Menschen in der Wiege und als Erwachsener, und als ich dich lehrte die Schrift und die Weisheit und die Tora und das Evangelium, und als du aus Ton mit meiner Erlaubnis die Gestalt eines Vogels erschufst und in sie hineinhauchtest und sie ein Vogel ward mit meiner Erlaubnis; und als du die Blinden und Aussätzigen mit meiner Erlaubnis heiltest und die Toten herauskommen ließest mit meiner Erlaubnis; und als ich die Kinder Israel von dir zurückhielt, als du ihnen die deutlichen Beweise brachtest. Und da sprachen die Ungläubigen unter ihnen: ›Dies ist nichts als offenkundige Zauberei.‹ (111.) Und als ich den Jüngern inspirierte: ›Glaubet an mich und an meinen Gesandten.‹ Sie sprachen: ›Wir glauben, und sei du Zeuge, daß wir Muslime sind‹; (112.) und als die Jünger sprachen: ›O Jesus, Sohn der Maria, ist dein Herr imstande, zu uns einen Tisch vom Himmel herabzusenden?‹ Er sprach: ›Fürchtet Allah, so ihr gläubig seid.‹(113.) Sie sprachen: ›Wir wollen von ihm essen, und unsre Herzen sollen in Frieden sein, und wissen wollen wir, daß du uns tatsächlich die Wahrheit gesagt hast, und wollen ihre Zeugen sein.‹(114.) Da sprach Jesus, der Sohn der Maria: ›O Allah, unser Herr, sende zu uns einen Tisch vom Himmel herab, daß es ein Festtag für uns werde, für den ersten und letzten von uns, und ein Zeichen von dir; und versorge uns, denn du bist der beste Versorger .‹(115.) Da sprach Allah: ›Siehe, ich sende ihn zu euch hinab, und wer hernach von euch ungläubig ist, siehe, den werde ich strafen mit einer Strafe, wie ich keinen von aller Welt strafen werde.‹« (116.) Und wenn Allah sprechen wird: »O Jesus, Sohn der Maria, hast du zu den Menschen gesprochen: ›Nehmet mich und meine Mutter als zwei Götter neben Allah an?‹« Dann wird er sprechen: »Preis sei dir! Es steht mir nicht zu, etwas zu sprechen, was nicht wahr ist. Hätte ich es gesprochen, dann wüßtest du es. Du weißt, was in meiner Seele ist, ich aber weiß nicht, was in deiner Seele ist. Siehe, du bist der Wisser der Geheimnisse. (117.) Nichts andres sprach ich zu ihnen, als was du mich hießest, nämlich: ›Dienet Allah, meinem Herrn und euerm Herrn.‹ Und ich war Zeuge wider sie, solange ich unter ihnen weilte. Seitdem du mich aber zu dir nahmst, bist du ihr Wächter, und du bist aller Dinge Zeuge. (118.) Wenn du sie strafst, siehe, so sind sie deine Diener, und wenn du ihnen verzeihst, so bist du der Mächtige, der Weise.« (119.) Sprechen wird Allah: »An diesem Tage wird die Wahrhaftigkeit den Wahrhaftigen frommen; ihnen werden sein Gärten, durcheilt von Bächen, darinnen sie verweilen ewig und immerdar .« Wohlgefallen hat Allah an ihnen, und sie sollen Wohlgefallen finden an ihm; dies ist die große Glückseligkeit.
(120.) Allahs ist das Reich der Himmel und der Erde und alles, was in ihnen ist; und er hat Macht über alle Dinge.
Interpretation und Kommentar von Alexander Müller
5. Sure des Korans – „Der Tisch“ (al-Māʾida)
Die 5. Sure des Korans, genannt „Der Tisch“ (al-Māʾida), wurde in Medina offenbart und besteht aus 120 Versen. Sie ist eine der letzten offenbarten Suren und wird oft als „abschließende Gesetzgebung“ bezeichnet. Die Sure behandelt wichtige Themen wie die Einhaltung von Verträgen, die Legitimität von Speisen, das Verhältnis zu anderen Religionen und ethische Grundsätze für das gesellschaftliche Leben.
Interpretation und Kommentar
1. Die Bedeutung von Verträgen und Pflichten (Vers 1)
„O die ihr glaubt, haltet die Verträge ein!“
Die Sure beginnt mit einem Aufruf zur Einhaltung von Verträgen und Verpflichtungen. Dies bezieht sich sowohl auf die Beziehung zu Gott als auch auf zwischenmenschliche Vereinbarungen.
- Kommentar: Der Vers betont die Bedeutung von Verlässlichkeit und Ehrlichkeit im Umgang miteinander. Die Einhaltung von Versprechen ist ein zentraler Aspekt islamischer Ethik.
2. Legitime Speisen und Jagd (Verse 2–5)
Es werden detaillierte Vorschriften zu erlaubten und verbotenen Speisen gegeben, darunter der Verzehr von Fleisch, das nicht im Namen Gottes geschlachtet wurde, und von Schweinefleisch. Zudem wird die Jagd während der Pilgerfahrt (Ḥadsch) verboten.
- Kommentar: Diese Vorschriften fördern Reinheit und Disziplin im Alltag. Sie unterstreichen die Bedeutung, Gott in allen Aspekten des Lebens zu beachten, selbst in alltäglichen Dingen wie dem Essen.
3. Die rituelle Reinheit (Verse 6–7)
„O die ihr glaubt, wenn ihr euch zum Gebet aufstellt, dann wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellbogen …“
Die Verse beschreiben die notwendigen Reinigungshandlungen (Wuḍū‘) vor dem Gebet und betonen die spirituelle und körperliche Reinheit.
- Kommentar: Diese Regelungen zeigen, dass körperliche Reinheit eng mit spiritueller Reinheit verbunden ist. Sie fördern Achtsamkeit und Bewusstheit vor der Annäherung an Gott.
4. Die Rechtsprechung und Gerechtigkeit (Verse 8–11)
„O die ihr glaubt, seid Standhafte für Allah als Zeugen in Gerechtigkeit …“
Die Sure fordert die Gläubigen auf, unparteiisch und gerecht zu handeln, selbst gegenüber Feinden. Gerechtigkeit wird als eine zentrale Tugend hervorgehoben.
- Kommentar: Diese Verse betonen, dass Gerechtigkeit nicht nur ein gesellschaftlicher Wert, sondern auch ein religiöses Gebot ist. Sie fordern zur Überwindung von Vorurteilen und zur objektiven Rechtsprechung auf.
5. Die Geschichten von Adam und den Kindern Israels (Verse 20–34)
Die Sure erzählt die Geschichte von Adam und seinen Söhnen, insbesondere die Tat von Kain und Abel, um die Konsequenzen von Neid und Ungehorsam zu verdeutlichen. Ebenso werden die Kinder Israels ermahnt, die Lehren der Offenbarung zu befolgen.
- Kommentar: Diese Geschichten dienen als moralische Lehren. Sie zeigen die Folgen von Ungerechtigkeit und warnen vor den Konsequenzen von Sünde und Rebellion gegen Gottes Gebote.
6. Das Verhältnis zu anderen Religionen (Verse 44–50, 82–86)
Die Sure spricht die Verantwortung der Juden und Christen an, sich an ihre eigenen Offenbarungen zu halten, und kritisiert jene, die ihre Schriften verfälschen oder sich nicht daran orientieren. Gleichzeitig wird die Nähe zwischen Muslimen und Christen hervorgehoben.
- Kommentar: Diese Passagen betonen den Respekt für andere Religionen und die gemeinsame Basis in der Anbetung Gottes, während sie auch zur Selbstreflexion über die eigene Religionsausübung einladen.
7. Die Institution des Mahltisches (Verse 112–115)
Der Titel der Sure leitet sich von der Geschichte ab, in der die Jünger Jesu um einen gedeckten Tisch mit Speisen bitten. Jesus betet zu Gott, und dieser lässt den Tisch herabkommen.
- Kommentar: Die Geschichte symbolisiert Gottes Fürsorge und erinnert daran, dass Glaube und Dankbarkeit Hand in Hand gehen müssen. Sie warnt jedoch auch davor, Gottes Gnade zu missbrauchen.
Hauptbotschaften der Sure
- Einhaltung von Verträgen: Die Einhaltung von Versprechen und Pflichten wird als Grundlage für ein geordnetes gesellschaftliches und religiöses Leben hervorgehoben.
- Disziplin und Reinheit: Vorschriften zu Ernährung und ritueller Reinigung fördern spirituelle und körperliche Disziplin.
- Gerechtigkeit und Unparteilichkeit: Die Sure betont, dass Gerechtigkeit unabhängig von persönlichen Gefühlen oder Feindseligkeiten geübt werden muss.
- Respekt gegenüber anderen Religionen: Die Sure zeigt eine Balance zwischen Kritik und Respekt gegenüber den Schriftbesitzern.
- Verantwortung vor Gott: Die Geschichten der Sure mahnen zur Demut und zum Gehorsam gegenüber göttlichen Geboten.
Relevanz der Sure heute
Die Botschaften der 5. Sure – „Der Tisch“ sind universell und bieten Orientierung in einer komplexen Welt:
- Ethik im Alltag: Die Betonung von Verträgen, Gerechtigkeit und Disziplin ist für ein harmonisches gesellschaftliches Leben essenziell.
- Interreligiöser Dialog: Die Sure zeigt Wege, wie Respekt und konstruktive Kritik zwischen Religionen praktiziert werden können.
- Nachhaltigkeit und Verantwortung: Die Vorschriften zu erlaubten Speisen und die Geschichten erinnern an eine bewusste und verantwortungsvolle Lebensweise.
- Spirituelle Achtsamkeit: Die Betonung der rituellen Reinheit ermutigt zu mehr Bewusstheit im Glaubensleben.
Zusammenfassung
Die Sure al-Māʾida ist ein umfassender Leitfaden für Glaubenspraktiken, gesellschaftliches Verhalten und das Verhältnis zu anderen Religionen. Sie fordert die Gläubigen auf, ihre Verantwortung vor Gott ernst zu nehmen und Gerechtigkeit, Disziplin und Dankbarkeit in allen Lebensbereichen zu üben. Sie verbindet praktische Anweisungen mit tiefen spirituellen Einsichten und bleibt dadurch ein zentraler Text für Muslime in jeder Lebenssituation.
Barrierefrei vorgelesen – Kommentar und Interpretation von Alexander Müller (Youtube)
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