Hundertundzweite Sure – Das Streben nach Mehr
Geoffenbart zu Mekka
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! (1.) Es beherrscht euch das Streben nach Mehr, (2.) bis ihr die Gräber besucht. (3.) Fürwahr, ihr werdet wissen. (4.) Wiederum: fürwahr, ihr werdet wissen (wie töricht ihr wart). (5.) Fürwahr, wüßtet ihr’s doch mit Gewißheit! (6.) Wahrlich, sehen werdet ihr den Höllenpfuhl. (7.) Wiederum: Wahrlich, sehen werdet ihr ihn mit dem Aug’ der Gewißheit. (8.) Alsdann werdet ihr wahrlich an jenem Tage gefragt nach der Wonne (des irdischen Lebens).
Interpretation und Kommentar von Alexander Müller
102. Sure des Korans – „Das Streben nach Mehr“ (at-Takāthur)
Die 102. Sure des Korans, genannt „Das Streben nach Mehr“ (at-Takāthur), wurde in Mekka offenbart und besteht aus 8 Versen. Sie gehört zu den kurzen, eindringlichen Suren des Korans, die sich mit der menschlichen Gier, Vergänglichkeit und der Verantwortung vor Gott befassen. Die Sure warnt davor, sich durch das Streben nach weltlichem Besitz und Status von den wahren Werten des Lebens ablenken zu lassen.
Interpretation und Kommentar
1. Warnung vor materialistischem Wettstreit (Verse 1–2)
„Das Streben nach Mehr lenkt euch ab, bis ihr die Gräber besucht.“
Die Sure beginnt mit der Feststellung, dass die Menschen durch ihren Wettstreit um mehr Besitz und Status abgelenkt werden, bis der Tod eintritt. Der Ausdruck „bis ihr die Gräber besucht“ weist auf die Unvermeidlichkeit des Todes hin.
- Kommentar: Diese Verse verdeutlichen, dass das Streben nach weltlichem Reichtum und Erfolg oft dazu führt, dass Menschen die wahren Ziele des Lebens aus den Augen verlieren. Der Tod wird als die Grenze gezeigt, an der alle weltlichen Ambitionen enden.
2. Die Erkenntnis nach dem Tod (Verse 3–4)
„Doch nein! Bald werdet ihr wissen. Aber nein! Bald werdet ihr wissen.“
Die Wiederholung dieser Worte betont die Gewissheit, dass die Menschen nach ihrem Tod die Wahrheit über das Leben erkennen werden – dass ihr Streben nach weltlichem Gewinn vergeblich war.
- Kommentar: Diese Verse sind eine eindringliche Warnung und eine Erinnerung daran, dass die wahre Erkenntnis erst nach dem Tod kommen wird. Sie rufen zur Selbstreflexion auf, bevor es zu spät ist.
3. Die Offenbarung der Realität (Verse 5–6)
„Nein! Würdet ihr doch nur mit Gewissheit wissen. Ihr werdet den Höllenbrand ganz gewiss sehen.“
Hier wird die Konsequenz des egoistischen Strebens nach weltlichen Gütern beschrieben. Die Menschen werden die Realität des Jüngsten Tages sehen, einschließlich der Strafe für ihre Verfehlungen.
- Kommentar: Diese Verse verdeutlichen die Konsequenzen eines Lebens, das allein auf materielle Gewinne ausgerichtet ist. Sie erinnern daran, dass es eine Realität gibt, die weit über das Diesseits hinausgeht.
4. Die Verantwortung für Gottes Gaben (Verse 7–8)
„Dann werdet ihr an jenem Tag ganz gewiss nach der Gunst befragt werden.“
Die Sure endet mit der Ankündigung, dass die Menschen am Tag des Gerichts zur Verantwortung gezogen werden, wie sie die Gaben Gottes genutzt haben.
- Kommentar: Diese abschließenden Verse erinnern daran, dass alles, was der Mensch besitzt – sei es materieller Reichtum, Wissen oder Fähigkeiten – von Gott gegeben wurde und dass er dafür Rechenschaft ablegen muss.
Hauptbotschaften der Sure
- Vergänglichkeit des materiellen Strebens: Das Streben nach Besitz und Status ist eine Ablenkung von den wahren Werten des Lebens und endet mit dem Tod.
- Unvermeidlichkeit des Todes: Der Tod ist der Punkt, an dem die Menschen die Wahrheit über das Leben erkennen werden.
- Die Konsequenzen des Handelns: Das Streben nach weltlichen Gütern ohne Beachtung der göttlichen Gebote führt zu Strafe.
- Verantwortung für Gaben: Jeder Mensch wird für den Umgang mit den Gaben Gottes zur Rechenschaft gezogen.
- Warnung und Mahnung: Die Sure dient als eindringlicher Aufruf zur Selbstreflexion und zur Ausrichtung des Lebens auf die wahren Werte.
Relevanz der Sure heute
Die Botschaften der 102. Sure – „Das Streben nach Mehr“ sind hochaktuell, besonders in einer Zeit, die oft von Materialismus und Wettbewerb geprägt ist:
- Kritik am Materialismus: Die Sure warnt vor der Illusion, dass Glück und Erfolg allein durch Reichtum und Status erreicht werden können.
- Reflexion über Lebensziele: Sie lädt dazu ein, das eigene Leben zu hinterfragen und die Prioritäten auf spirituelle und ethische Werte zu legen.
- Bewusster Umgang mit Ressourcen: Die Erinnerung an die Verantwortung für Gottes Gaben ermutigt zu einem achtsamen und nachhaltigen Lebensstil.
- Vorbereitung auf das Jenseits: Die Sure fordert dazu auf, das Leben bewusst und im Hinblick auf das Jenseits zu gestalten.
Zusammenfassung
Die Sure „Das Streben nach Mehr“ ist eine eindringliche Mahnung, die Prioritäten im Leben zu überdenken. Sie kritisiert den blinden Materialismus und erinnert daran, dass das wahre Ziel des Lebens in der Beziehung zu Gott und im verantwortungsvollen Umgang mit den Gaben liegt. Mit ihrer kurzen, aber kraftvollen Botschaft bietet die Sure Orientierung und Inspiration für ein bewusstes, gottgefälliges Leben.
Letzte Bearbeitung am Samstag, 23. November 2024 – 18:03 Uhr von Alex, Webmaster für Google und Bing SEO.
