Zwanzigste Sure – T. H.
Geoffenbart zu Mekka
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! (1.) T. H. (2.) Nicht haben wir den Koran auf dich herabgesandt, daß du elend würdest, (3.) sondern als Ermahnung für die Gottesfürchtigen, (4.) eine Hinabsendung von dem, der die Erde erschuf und die hohen Himmel. (5.) Der Erbarmer sitzt auf seinem Thron; (6.) ihm gehört, was in den Himmeln und was auf Erden und was zwischen ihnen und unter dem feuchten Grund. (7.) Und ob du deine Stimme erhebst, siehe, er kennt das Geheime und Verborgenste. (8.) Allah! Es gibt keinen Gott außer ihm, er hat die schönsten Namen. (9.) Und kam nicht Mosis Geschichte zu dir?
(10.) Da er ein Feuer sah und zu seiner Sippe sprach: »Verweilet; siehe, ich gewahre ein Feuer . Vielleicht bringe ich euch einen Brand von ihm oder ich finde durch das Feuer den rechten Pfad.« (11.) Und da er zu ihm kam, ward er gerufen: »O Moses! (12.) Siehe, ich bin dein Herr; drum zieh aus deine Schuhe; siehe, du bist im heiligen Tal Tuwan, (13.) und ich habe dich erwählt, und höre, was (dir) geoffenbart wird. (14.) Siehe, ich bin Allah. Es gibt keinen Gott außer mir, drum diene mir und verrichte das Gebet zu meinem Gedächtnis. (15.) Siehe, die ›Stunde‹ kommt – ich bin daran, sie zu offenbaren, daß jede Seele belohnt wird nach ihrem Bemühn. (16.) Und laß dich nicht abkehren von ihr durch den, der nicht an sie glaubt und seinem Gelüst folgt, damit du nicht umkommst. (17.) Und was ist jenes in deiner Rechten, o Moses?« (18.) Er sprach: »Es ist mein Stab, auf den ich mich stütze und mit dem ich Blätter abschlage für meine Herde; und er dient mir noch zu anderen Bedürfnissen.« (19.) Er sprach: »Wirf ihn hin, o Moses!«
(20.) Und da warf er ihn hin, und siehe, da ward er eine laufende Schlange. (21.) Er sprach: »Nimm sie und fürchte dich nicht, wir werden sie in ihren frühern Zustand zurückbringen. (22.) Und lege deine Hand dicht an deine Seite; du wirst sie weiß herausziehen, ohne ein Übel – ein ander Zeichen, (23.) auf daß wir dich schauen lassen unsre großen Zeichen. (24.) Geh zu Pharao, siehe, er überschreitet das Maß.« (25.) Er sprach: »Mein Herr, weite mir meine Brust (26.) und mache mir leicht mein Geschäft (27.) und löse den Knoten meiner Zunge, (28.) daß sie mein Wort verstehen. (29.) Und gib mir einen Wesir von meiner Sippe,
(30.) Aaron, meinen Bruder . (31.) Stärke durch ihn meinen Rücken (32.) und mach ihn zum Gefährten in meinem Werk, (33.) daß wir dich oft preisen (34.) und oft deiner gedenken, (35.) denn siehe, du schaust uns.« (36.) Er sprach: »Dir ist deine Bitte gewährt, o Moses; (37.) und schon begnadeten wir dich ein andermal, (38.) als wir deiner Mutter offenbarten, was offenbart ward: (39.) ›Wirf ihn in den Kasten und wirf ihn dann ins Meer, und das Meer wird ihn an den Strand schleudern, und nehmen wird ihn mein Feind und sein Feind.‹ Und geworfen habe ich meine Liebe auf dich, und daß du erzogen würdest unter meinem Auge,
(40.) da deine Schwester ging und sprach: ›Soll ich euch jemand zeigen, ihn zu nähren?‹ Und so gaben wir dich deiner Mutter wieder, daß sie ihr Auge kühlte und sich nicht grämte. Und du erschlugst eine Seele, und wir erretteten dich aus der Trübsal und prüften dich mit Prüfungen. Und Jahre verweiltest du im Volke von Midian; alsdann kamst du nach einem Ratschluß (hierher), o Moses. (41.) Und ich habe dich für mich erwählt. (42.) Geh du und dein Bruder mit meinen Zeichen und lasset nicht nach in meinem Gedenken. (43.) Gehet zu Pharao, siehe, er überschreitet das Maß; (44.) und sprechet zu ihm in sanfter Sprache; vielleicht läßt er sich mahnen oder er fürchtet sich.« (45.) Sie sprachen: »Unser Herr, siehe, wir fürchten, daß er frech gegen uns wird und das Maß überschreitet.« (46.) Er sprach: »Fürchtet euch nicht; siehe, ich bin bei euch, ich höre und sehe. (47.) So gehet hin zu ihm und sprechet: ›Siehe, wir sind die Gesandten deines Herrn; so entsende mit uns die Kinder Israel und peinige sie nicht. Gekommen sind wir zu dir mit einem Zeichen von deinem Herrn, und Frieden auf jeden, welcher der Leitung folgt! (48.) Siehe, geoffenbart ward uns, daß die Strafe auf jeden kommt, welcher der Lüge zeiht und sich abkehrt.‹« (49.) Er sprach: »Und wer ist euer Herr, o Moses?«
(50.) Er sprach: »Unser Herr ist der, welcher jedem Ding seine Natur gegeben und es leitet.« (51.) Er sprach: »Und wie steht’s mit den frühern Geschlechtern?« (52.) Er sprach: »Das Wissen von ihnen ist bei meinem Herrn in einem Buch. Nicht irrt mein Herr, und er vergißt nicht: (53.) Der euch die Erde gemacht zu einem Lager und euch auf ihr in Wegen ziehen lasset und vom Himmel Wasser herniedersendet, durch das wir die Arten verschiedener Pflanzen hervorbringen: (54.) ›Esset und weidet euer Vieh!‹ Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für Leute von Verstand. (55.) Aus ihr haben wir euch erschaffen und in sie lassen wir euch zurückkehren und aus ihr lassen wir euch erstehen ein andermal.« (56.) Und wahrlich, wir zeigten ihm alle unsre Zeichen, doch zieh er (sie) der Lüge und weigerte sich (zu glauben). (57.) Er sprach: »Bist du zu uns gekommen, uns aus unserm Lande zu treiben mit deiner Zauberei, o Moses? (58.) Aber wahrlich, wir wollen dir mit gleicher Zauberei kommen. So setze zwischen uns und dir Zeit und Ort fest – wir wollen nicht verfehlen, und du auch nicht –, einen gleichen Platz (für beide).« (59.) Er sprach: »Am Festtag sei die Vereinbarung, und es seien die Leute am hellen Tag versammelt.«
(60.) Und so wendete sich Pharao ab und versammelte seine List; alsdann kam er . (61.) Sprach Moses zu ihnen: »Wehe euch, ersinnet wider Allah keine Lüge; sonst vernichtet er euch durch eine Strafe, denn verloren ging jeder, der (Lügen wider Allah) ersann.« (62.) Und sie besprachen ihre Sache untereinander und redeten insgeheim. (63.) Sie sprachen: »Siehe, diese beiden sind wahrlich Zauberer; sie wollen uns aus unserm Land mit ihrer Zauberei treiben und mit euern vornehmsten Häuptlingen von hinnen ziehen. (64.) So nehmet eure List zusammen; alsdann kommt der Reihe nach; wohl ergeht es heute dem, welcher obsiegt.« (65.) Sie sprachen: »O Moses, willst du werfen oder sollen wir die ersten sein zum Werfen?« (66.) Er sprach: »Nein; werfet!« Und da kam es ihm durch ihre Zauberei vor, als ob ihre Stricke und Stäbe liefen. (67.) Da verspürte Moses Furcht in seiner Seele. (68.) Wir sprachen: »Fürchte dich nicht, siehe, du wirst obsiegen. (69.) Wirf nur, was in deiner Rechten ist, es wird verschlingen, was sie machten; sie brachten nur die List eines Zauberers hervor, und dem Zauberer ergeht es nicht wohl, von wannen er komme.«
(70.) Da warfen sich die Zauberer anbetend nieder und sprachen: »Wir glauben an den Herrn Aarons und Mosis.« (71.) Er sprach: »Glaubt ihr an ihn, bevor ich es euch erlaube? Siehe, er ist wahrlich euer Meister, der euch die Zauberei gelehrt hat. Und wahrlich, ich haue euch eure Hände und Füße wechselseitig ab und kreuzige euch an Palmenstämmen, und wahrlich, ihr sollt erfahren, wer von uns stärker und nachhaltiger straft.« (72.) Sie sprachen: »Nimmer geben wir dir den Vorzug vor den deutlichen Zeichen, die zu uns kamen, oder vor unseren Schöpfer . Beschließe, was du beschließen magst, du vermagst nur über das irdische Leben zu beschließen. (73.) Siehe, wir glauben an unsern Herrn, daß er uns unsre Sünden verzeiht und die Zauberei, zu der du uns zwangst, und Allah ist besser und standhafter (als du).« (74.) Siehe, wer zu seinem Herrn kommt, beladen mit Schuld, für den ist Dschehannam; nicht stirbt er in ihr und nicht lebt er . (75.) Und wer gläubig zu ihm kommt und das Gute getan hat, für die sind die höchsten Stufen: (76.) Edens Gärten, durcheilt von Wasserbächen; ewig sollen sie darinnen verweilen. Das ist der Lohn der Reinen. (77.) Und wahrlich, wir offenbarten Moses: »Mach dich auf des Nachts mit meinen Dienern und schlage ihnen einen trockenen Pfad im Meer . Fürchte keinen Überfall und sei unbesorgt.« (78.) Und es folgte ihnen Pharao mit seinen Heerscharen, und was sie vom Meer bedeckte, das bedeckte sie; (79.) denn Pharao führte sein Volk irre und nicht recht.
(80.) O ihr Kinder Israel, wir erretteten euch von euerm Feind und bestellten euch an die rechte Seite des Berges und sandten auf euch das Manna und die Wachteln nieder: (81.) »Esset von dem Guten, das wir euch bescherten, doch nicht ohne Maß, daß nicht mein Zorn auf euch niederfährt, der kommt zu Fall. (82.) Und siehe, wahrlich, ich bin verzeihend gegen den, der sich bekehrt und gläubig wird und das Gute tut und sich leiten lässet.« (83.) »Und was hat dich von deinem Volke fortgetrieben, o Moses?« (84.) Er sprach: »Sie folgen meiner Spur, und ich eilte zu dir, mein Herr, damit du Wohlgefallen (an mir) fändest.« (85.) Er sprach: »Siehe, wir haben dein Volk nach deinem Fortgang geprüft, und Es-Samiri hat sie irregeführt.« (86.) Da kehrte Moses zu seinem Volke zurück, zornig und bekümmert. Er sprach: »O mein Volk, hat euch nicht euer Herr eine schöne Verheißung verheißen? Währte euch etwa die Zeit zu lang oder wolltet ihr, daß Zorn von euerm Herrn auf euch niederführe, daß ihr das mir gegebene Versprechen bracht?« (87.) Sie sprachen: »Wir haben das dir gegebene Versprechen nicht aus eigner Macht gebrochen, sondern wir wurden geheißen, Lasten von der Zierat des Volkes zu bringen; und so warfen wir sie (ins Feuer), und ebenso auch Es-Samiri.« (88.) Und er brachte ihnen ein leibhaftiges blökendes Kalb heraus. Und sie sprachen: »Dies ist euer Gott und der Gott Mosis, der (ihn) vergaß.« (89.) Sehen sie denn nicht, daß er ihnen nicht Antwort gibt und ihnen weder schaden noch nützen kann?
(90.) Und doch hatte Aaron zuvor zu ihnen gesprochen: »O mein Volk, ihr werdet nur durch dasselbe geprüft, und siehe, euer Herr ist der Erbarmer . Drum folget mir und gehorchet meinem Befehl.« (91.) Sie sprachen: »Nimmermehr lassen wir ab in seiner Anbetung, bis Moses zu uns zurückkehrt.« (92.) Er sprach: »O Aaron, was hinderte dich, als du sie irregehen sahst, mir zu folgen? (93.) Bist du rebellisch gegen meinen Befehl gewesen?« (94.) Er sprach: »O Sohn meiner Mutter, packe mich nicht an meinem Bart und meinem Haupt. Siehe, ich fürchte, du sprichst: ›Du hast die Kinder Israel gespalten und hast nicht mein Wort beachtet.‹(95.) Er sprach: »Und was war dein Geschäft, o Samiri?« (96.) Er sprach: »Ich sah, was sie nicht sahen; und ich nahm eine Handvoll (Staub) von der Spur des Gesandten und warf sie hin; und also gab es mir meine Seele ein.« (97.) Er sprach: »So gehe fort; und siehe, dir soll sein im Leben, daß du sprichst: ›Keine Berührung!‹ Und siehe, eine Drohung ist dir, der du nimmer entgehen wirst. Und schaue auf deinen Gott, den du so sehr verehrtest. Wahrlich, wir verbrennen ihn, alsdann zerstäuben wir ihn zu Staub ins Meer . (98.) Euer Gott ist allein Allah, außer dem es keinen Gott gibt; er umfaßt alle Dinge mit Wissen.« (99.) Also erzählen wir dir von den Geschichten, was zuvor geschah; und wir gaben dir von uns eine Ermahnung.
(100.) Wer sich von ihr abwendet, wird tragen am Tage der Auferstehung eine Last. (101.) Ewig sollen sie unter ihr sein, und schlimm ist die Bürde für sie am Tag der Auferstehung. (102.) An jenem Tag wird in die Posaune gestoßen, und versammeln werden wir an jenem Tage die Missetäter mit blauen Augen. (103.) Zuflüstern werden sie einander: »Ihr verweiltet nur zehn (Tage).« (104.) Wir wissen sehr wohl, was sie sprechen, wenn ihr des Weges Fürnehmster spricht: »Nur einen Tag verweiltet ihr .« (105.) Und sie werden dich wegen der Berge befragen. So sprich: »Zerstäuben wird sie mein Herr zu Staub, (106.) und er wird sie machen zu einem ebenen Plan. (107.) Nicht sollst du schauen in ihnen Krümme noch Unebenheit. (108.) An jenem Tage werden sie folgen dem Rufer, in dem keine Krümme; und senken werden sie die Stimmen vor dem Erbarmer, und nichts hörst du als (der Füße) Tappen. (109.) An jenem Tage frommt keine Fürbitte außer dessen, dem es der Erbarmer erlaubt und dessen Wort ihm wohlgefällig ist.
(110.) Er kennt, was vor ihnen und hinter ihnen, und nicht umfassen sie ihn mit Wissen. (111.) Und beschämt sollen die Angesichter sich neigen vor dem Lebendigen, dem Ewigen, und verloren ist, wer Sünde trägt. (112.) Wer aber Rechtes tat und gläubig war, der fürchte weder Unrecht noch Einbuße.« (113.) Und demzufolge sandten wir ihn als arabischen Koran nieder und durchsetzten ihn mit Drohungen, auf daß sie gottesfürchtig würden oder daß er Gedenken in ihnen zeitigte. (114.) Und erhaben ist Allah, der König, die Wahrheit! Und übereile dich nicht mit dem Koran, bevor dir seine Offenbarung vollendet, und sprich: »Mein Herr, mehre mich an Wissen.« (115.) Und wahrlich, wir schlössen einen Bund mit Adam zuvor, doch er vergaß (ihn), und wir fanden in ihm keine Festigkeit. (116.) Und da wir zu den Engeln sprachen: »Fallet nieder vor Adam«, da fielen sie nieder, und nur Iblis weigerte sich. (117.) Und wir sprachen: »O Adam, siehe, dieser ist dir und deiner Frau ein Feind. Und nicht treibe er euch beide aus dem Paradies, daß du elend wirst. (118.) Siehe, dir ward, daß du nicht hungerst in ihm und nicht nackend bist; (119.) und daß du nicht dürstest in ihm und nicht Hitze erleidest.«
(120.) Und es flüsterte der Satan ihm zu und sprach: »O Adam, soll ich dich weisen zum Baume der Ewigkeit und des Reichs, das nicht vergeht?« (121.) Und sie aßen von ihm, und es erschien ihnen ihre Blöße, und sie begannen über sich zu nähen Blätter des Gartens, und Adam ward ungehorsam wider seinen Herrn und ging irre. (122.) Alsdann erwählte ihn sein Herr und kehrte sich zu ihm und leitete ihn. (123.) Er sprach: »Hinfort von hier allzumal, einer des andern Feind! Und wenn von mir Leitung zu euch kommt, wer dann meiner Leitung folgt, der soll nicht irregehen und nicht elend werden. (124.) Wer sich aber von meiner Ermahnung abkehrt, siehe, dem sei ein Leben in Drangsal, und erwecken wollen wir ihn am Tage der Auferstehung blind.« (125.) Sprechen wird er: »Mein Herr, warum erwecktest du mich blind, wo ich doch sehend war?« (126.) Sprechen wird er: »Also sei’s! Zu dir kamen unsre Zeichen, und du vergaßest sie, und also bist du heute vergessen.« (127.) Und also lohnen wir dem Übertreter, der nicht glaubt an die Zeichen seines Herrn, und wahrlich, die Strafe des Jenseits wird sehr hart sein und nachhaltig. (128.) Beachten sie denn nicht, wie viele Geschlechter wir zuvor vertilgten, in deren Wohnsitzen sie wandeln? Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für Leute von Verstand! (129.) Und wäre nicht zuvor ein Wort von deinem Herrn ergangen, wahrlich, erfolgt wäre eine ewige Pein! Aber ein Termin ist gesetzt.
(130.) So ertrag, was sie sprechen, und lobpreise deinen Herrn vor Sonnenaufgang und -untergang; und in den Stunden der Nacht preise ihn und an den Enden des Tages, auf daß du wohlgefällig wirst. (131.) Und hefte deine Blicke nicht auf das, was wir einigen von ihnen gewährten – den Schimmer des irdischen Lebens, um sie damit zu prüfen. Denn deines Herrn Versorgung ist besser und bleibender . (132.) Und gebiete deinem Hause das Gebet und verharre in ihm. Wir fordern nicht von dir, daß du dich versorgst, wir wollen dich versorgen, und der Ausgang ist der Frömmigkeit (entsprechend). (133.) Und sie sprechen: »Warum kommt er uns nicht mit einem Zeichen von seinem Herrn?« Aber kam nicht zu ihnen der deutliche Beweis dessen, was
in den frühern Schriften steht? (134.) Und hätten wir sie vor ihm vertilgt durch eine Strafe, dann wahrlich hätten sie gesprochen: »Unser Herr, warum entsandtest du nicht einen Gesandten zu uns? So wären wir deinen Zeichen gefolgt vor unsrer Demütigung und Schande.« (135.) Sprich: »Ein jeder wartet. So wartet ihr, und wissen werdet ihr, wer des ebenen Pfades Betreter war und rechtgeleitet ward.«
Interpretation und Kommentar von Alexander Müller
20. Sure des Korans – „T. H.“ (Ṭā Hā)
Die 20. Sure des Korans, genannt „T. H.“ (Ṭā Hā), wurde in Mekka offenbart und besteht aus 135 Versen. Sie richtet sich insbesondere an den Propheten Muhammad, um ihn zu trösten und in seiner Mission zu stärken. Die Sure enthält die Geschichte von Moses (Mūsā), die als zentrales Beispiel für Geduld, Vertrauen in Gott und göttliche Führung dient. Zudem thematisiert sie den Monotheismus, die Vergänglichkeit des Diesseits und die Verantwortung des Menschen gegenüber Gott.
Interpretation und Kommentar
1. Einleitung: Tröstung des Propheten (Verse 1–8)
„Ṭā Hā. Wir haben den Qurʾān nicht auf dich hinabgesandt, damit du bedrückt bist, sondern als Ermahnung für denjenigen, der gottesfürchtig ist.“
Die Sure beginnt mit einer tröstenden Botschaft an den Propheten Muhammad. Sie stellt klar, dass der Koran nicht als Bürde, sondern als Ermahnung und Rechtleitung herabgesandt wurde.
- Kommentar: Diese Verse betonen die Barmherzigkeit Gottes und die Bedeutung des Korans als Quelle der Erleichterung und Führung. Sie ermutigen den Propheten und die Gläubigen, standhaft zu bleiben.
2. Die Berufung von Moses (Verse 9–36)
„Ist die Geschichte von Moses zu dir gekommen?“
„Ich bin wahrlich Allah. Es gibt keinen Gott außer Mir. So diene Mir und verrichte das Gebet zu Meinem Gedenken.“
Die Sure erzählt, wie Moses am Berg Sinai seine Berufung erhält. Gott spricht direkt zu ihm und beauftragt ihn, das Volk Israel aus der Unterdrückung durch den Pharao zu befreien.
- Kommentar: Diese Passage zeigt die enge Verbindung zwischen Gottesdienst und Befreiung von Unterdrückung. Sie betont die Bedeutung des Glaubens an den einen Gott und des Gehorsams gegenüber Seinen Geboten.
3. Die Begegnung mit dem Pharao und das Wunder des Stabes (Verse 37–76)
„So gehe zu ihm und sagt: ‚Wir beide sind Gesandte deines Herrn.‘“
„Da warf er seinen Stock nieder, und siehe, da war er eine deutliche Schlange.“
Die Geschichte beschreibt die Konfrontation zwischen Moses und dem Pharao. Moses zeigt göttliche Wunder, wie die Verwandlung seines Stabes in eine Schlange, um die Macht und Allmacht Gottes zu bezeugen.
- Kommentar: Diese Verse verdeutlichen, dass der Glaube an Gott die Grundlage für alle menschliche Stärke ist. Sie erinnern daran, dass selbst die mächtigsten Herrscher vor Gottes Macht nichts sind.
4. Die Rettung der Gläubigen und die Bestrafung der Ungläubigen (Verse 77–98)
„Und Wir ließen die Kinder Israels das Meer durchqueren, woraufhin der Pharao und seine Heerscharen sie in Gewalttätigkeit und Feindseligkeit verfolgten.“
„Und Wir ließen ihn und diejenigen, die mit ihm waren, ertrinken.“
Die Sure beschreibt die Rettung der Kinder Israels durch das Wunder der Teilung des Meeres und die Bestrafung des Pharaos und seiner Armee.
- Kommentar: Diese Passage zeigt, dass Gott die Gläubigen schützt und Ungerechtigkeit bestraft. Sie erinnert daran, dass Gott letztlich über alles entscheidet.
5. Das goldene Kalb und die Schwäche der Menschen (Verse 99–123)
„Und Samiriy ließ für sie ein Kalb hervorbringen, einen Leib, der blökte. Da sagten sie: ‚Das ist euer Gott.‘“
„Moses sagte: ‚Mein Herr, vergib mir und meinem Bruder, und lass uns in Deine Barmherzigkeit eingehen.‘“
Nach der Rettung wenden sich die Kinder Israels trotz Gottes Hilfe einem Götzen zu. Moses tadelt sein Volk und bittet um Vergebung für sich und seinen Bruder Aaron.
- Kommentar: Diese Geschichte zeigt die Neigung des Menschen zur Undankbarkeit und den Kampf zwischen Glauben und Versuchung. Sie betont die Wichtigkeit der Reue und der Rückkehr zu Gott.
6. Die Ermahnung an den Propheten und die Gläubigen (Verse 124–135)
„Wer sich aber von Meiner Ermahnung abwendet, für den wird es ein beengtes Leben geben.“
„So sei geduldig über das, was sie sagen, und lobpreise deinen Herrn vor dem Aufgang der Sonne und vor ihrem Untergang.“
Die Sure schließt mit einer Mahnung, sich nicht von Gottes Botschaft abzuwenden, und einer Ermutigung an den Propheten, geduldig und standhaft zu bleiben.
- Kommentar: Diese abschließenden Verse betonen die Konsequenzen des Glaubens und Unglaubens und erinnern an die Bedeutung von Geduld und Anbetung.
Hauptbotschaften der Sure
- Tröstung und Ermutigung: Die Sure beginnt mit einer Botschaft der Barmherzigkeit und ermutigt den Propheten Muhammad, in seiner Mission standhaft zu bleiben.
- Die Bedeutung des Monotheismus: Die Geschichte von Moses unterstreicht die Notwendigkeit des Glaubens an den einen Gott und des Gehorsams gegenüber Seinen Geboten.
- Göttliche Unterstützung: Die Rettung der Gläubigen zeigt, dass Gott diejenigen schützt, die an Ihn glauben, und Ungerechtigkeit bestraft.
- Die Neigung zur Versuchung: Die Episode des goldenen Kalbs erinnert daran, dass der Mensch leicht verführt werden kann, aber immer die Möglichkeit zur Reue hat.
- Die Verantwortung des Menschen: Die Sure mahnt, die göttliche Ermahnung ernst zu nehmen und nach Gottes Geboten zu leben.
Relevanz der Sure heute
Die Botschaften der 20. Sure – „T. H.“ sind zeitlos und bieten wichtige Lehren:
- Geduld in Prüfungen: Die Sure inspiriert dazu, in schwierigen Zeiten Geduld zu bewahren und auf Gottes Hilfe zu vertrauen.
- Achtsamkeit im Glauben: Sie erinnert daran, dass der Monotheismus die Grundlage für ein erfülltes Leben ist und dass Versuchungen mit Glauben und Disziplin überwunden werden können.
- Verantwortung übernehmen: Die Geschichte von Moses ermutigt dazu, Verantwortung zu übernehmen und für Gerechtigkeit einzutreten.
- Ermutigung zur Reue: Die Sure zeigt, dass Gott immer bereit ist, diejenigen zu vergeben, die zu Ihm zurückkehren.
- Stärkung durch Gottes Wort: Sie betont, dass der Koran eine Quelle der Führung und des Trostes ist, die den Gläubigen in allen Lebenslagen unterstützt.
Zusammenfassung
Die Sure „T. H.“ ist eine Quelle der Inspiration und Ermutigung. Sie verbindet die Ermahnungen an den Propheten Muhammad mit der zeitlosen Geschichte von Moses, um zentrale Themen wie Geduld, Vertrauen und die Konsequenzen des Glaubens zu verdeutlichen. Ihre Botschaften inspirieren zu einem bewussten, gottgefälligen Leben, das von Mitgefühl, Verantwortung und Standhaftigkeit geprägt ist.
Letzte Bearbeitung am Samstag, 23. November 2024 – 19:01 Uhr von Alex, Webmaster für Google und Bing SEO.